Zeitreise

Nackt oder in voller Montur: Die Bademode im Wandel der Zeit

Zwei Badegäste am Beach von Lincoln, 1919
Zwei Badegäste am Beach von Lincoln, 1919Imago images/glasshouseimages
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Nackt, angezogen, modisch, zweiteilig - die Bademode hat sich im Laufe der Jahrhunderte ständig verändert. Heute stehen wir wieder in den 70ern.

Während in diesem Sommer der sogenannte Tarzan-Bikini wieder durch die Decke geht, darunter versteht man das wackelige Konstrukt dreier Dreiecke, die (bei wenig Bewegung) Brustwarzen und Geschlecht verdecken, musste man vor 100 Jahren noch keine Angst vor Intim-Sonnenbrand haben. Man sollte aber nicht meinen, dass die aktuelle Freizügigkeit eine Erfindung unserer Zeit ist. Die Wasserratten im Mittelalter zeigten auch noch sehr viel Haut bei wenig Schamgefühl.

Wie Modehistoriker wissen, spielte die Badekleidung im 14. und 15. Jahrhundert kaum eine Rolle - ja, zum Ärger der Kirche. In öffentlichen Anstalten wurde nackt im hölzernen Zuber gebadet, modische Akzente setzte die Damenwelt höchstens durch extravagante Kopfbedeckungen. Nicht selten waren Bäder daher auch ein Treffpunkt für Heiratsvermittler und Ehewillige. Die freie Badekultur verschwand spätestens im 16. Jahrhundert aus dem öffentlichen Leben. Die Ausbreitung der Syphilis machte die Menschen wasserscheu. Man wusch sich generell weniger, puderte und parfümierte dafür umso mehr. 

Baden auf der Nordseeinsel Amrum in den 1920er Jahren
Baden auf der Nordseeinsel Amrum in den 1920er Jahren (c) imago images/teutopress (teutopress GmbH via www.imago-im)

Erst Ende des 18. Jahrhunderts bekamen höfische Gesellschaften wieder Lust auf ein gemeinsames Bad. Die ersten Seebäder an den deutschen, englischen und französischen Küste öffneten ihre Tore und führten zu einer Renaissance der Badekultur. Die damalige Bademode war der Unterwäsche nachempfunden und verhüllte damit mehr als sie zeigte. Auch an den Stränden galten keusche Regeln: Nur wer einen Ehering trug, durfte mit dem Partner gemeinsam zum Sonnen und Schwimmen - andernfalls war strikte Geschlechtertrennung angesagt.

Zeigte sich die Bademode zu jener Zeit noch ganz im schwarzen Einheitslook, dominierten schon in den zwanziger Jahren frechere Schnitte und fröhlichere Farben. 

Englische Bikinimode 1960er
Englische Bikinimode 1960er(c) Getty Images (Norman Vigars)

Ende der fünfziger Jahre erlebte dann auch der nach einem kleinen Atoll im Pazifischen Ozean benannte Bikini seinen Durchbruch. Für die modebewusste Damenwelt gab es somit zu jenem Zweiteiler keine Alternative mehr: Wer in den sechziger Jahren "in" sein wollte, der ließ sich im Bikini blicken - ergänzt durch die passende Sonnenbrille, Sonnenhut und Bademütze. In den siebziger und achtziger Jahren wurde die Bademode zunehmend schrill und aufreizend; Metallspangen, Blümchenmuster und Rüschen dominierten das Design. Und er wurde kleiner, immer kleiner. Was uns wieder in die Gegenwart führt. 

Englische Bikinimode, 1975
Englische Bikinimode, 1975(c) Getty Images (Evening Standard)

(Ag/Red)

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