Die Gurgel-Aktion aus Wien soll auf ganz Österreich ausgeweitet werden. Die Kosten dafür soll der Bund übernehmen. Ein Start am 22. Juli ist jedenfalls unwahrscheinlich.
3G war einmal, zumindest für die Nachtgastronomie. Nachdem Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein die Regeln verschärft hat, und Discos und Nachtlokale ab 22. Juli nur noch mit einer Impfung oder einem negativen PCR-Test besucht werden können, stellt sich für viele die Frage, wie sie zu einem PCR-Test kommen. Denn nur Wien hat mit der „Alles Gurgelt"-Aktion ein flächendeckendes und vor allem kostenloses Angebot. Am Donnerstag verkündete Oberösterreich, am Montag als zweites Bundesland mit dem PCR-Gurgeltest zu starten. Vorerst in drei Bezirken.
Nun wollen die restlichen Bundesländer nachziehen und ebenfalls kostenlose PCR-Tests für ihre Bürger zugänglich machen. Bisher waren diese in der Regel nur bei Verdachtsfällen oder nach behördlichen Aufrufen kostenlos zugänglich.
Die Kosten für die Tests soll der Bund übernehmen. Denn das Gesundheitsministerium wünscht sich ausdrücklich, dass die Gurgeltests auf alle Bundesländer ausgeweitet werden. Dass sich dies bis 22. Juli ausgeht, ist jedoch unwahrscheinlich.
„In der Planungsphase"
Ein Sprecher des Landes Kärnten bestätigte etwa der „Presse“, mit dem Ministerium sowie auch bereits mit dem „Alles Gurgelt"-Anbieter Lead Horizon in Kontakt zu stehen. „Seitens des Ministeriums gehen noch wichtige Parameter ab, um das Projekt umzusetzen, wir sind also in der Planungsphase.“ Auch Tirol und Vorarlberg bestätigten die Ausrollung eines Gratis-PCR-Angebots, aus Salzburg heißt es, diese sei „in Prüfung.“
In der Steiermark arbeite man ebenfalls seit längerem an einem Angebot „nach Wiener Muster", sagt ein Sprecher. Mit dem Start des Angebots sei aber „realistischerweise nicht vor Ende September zu rechnen“, so ein Sprecher der steirischen Landesregierung.
In Niederösterreich werde ebenfalls an einem Test-Konzept gearbeitet, sagt ein Sprecher zur „Presse“, „es fehlen aber noch einige Vorgaben aus dem Ministerium“.
Es ist kompliziert
Erst Ende September? Grund für die Verzögerung ist eine nötige Ausschreibung der Bundesbeschaffungsbehörde, auf welcher Basis die Länder mit Unternehmen verhandeln können, wie und von wem die Logistik gestemmt wird. Die alte Ausschreibung, die Wien verwendete, ist für die Bundesländer nicht anwendbar. Nun gibt es zwar eine neue Ausschreibung, bis zu deren Umsetzung dürfte aber tatsächlich noch einige Wochen vergehen.
Zusätzlich schwierig ist die Logistik: Während man in Wien Drogerien und Supermärkte an jeder Ecke findet, ist das im ländlichen Bereich nicht so einfach. Und auch wenn in jedem Dorf-Supermarkt ein Test abgegeben werden kann - die Abholung der Proben wäre enorm aufwendig - und teuer. Zudem müssen die Proben zeitnah abgeholt werden. In Niederösterreich, wo in fünf Waldviertler Gemeinen bereits ein Pilotprojekt durchgeführt würde, heißt es: „Es ist eine große Herausforderung, rechtzeitig ein Ergebnis zu liefern“, so ein Sprecher des Landes.
Die Tests in Schulen abzugeben wäre eine weitere Möglichkeit. An einem solchen Konzept werde im Ministerium gerade getüftelt, heißt es. Doch auch hier ist September - wenn die Schulen wieder aufsperren - das früheste Datum einer Umsetzung.
Als Alternative zum Gurgeln sei es aber auch möglich, an den bestehenden Teststraßen des Landes PCR-Tests als Nasen-Rachen-Abstrich anzubieten, heißt es etwa in der Steiermark. Doch auch hier müssten noch Fragen geklärt werden, etwa welche Labors in Frage kommen, ob die Testergebnisse zeitnah möglich sind und wer die Kosten trägt.
(twi/juwe)