Das Hochwasser im Westen des Landes hat schwere Verwüstungen hinterlassen. Mindestens 100 Menschen starben, 1000 galten als vermisst. Die Politik ist im Krisenmodus.
Wien/Berlin/Brüssel. Die Jahrhundertflut in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist eine der größten Umweltkatastrophen der deutschen Nachkriegszeit. Mehr als 100 Tote und mehrere Hundert Vermisste wurden am Freitagnachmittag beklagt. Ganze Ortschaften und weite Flächen sind überflutet, Häuser stürzten ein, zahlreiche Straßen und Brücken wurden zerstört. Während Kanzlerin Angela Merkel auf ihrer Washington-Visite von einer „Tragödie“ sprach, löste das Verteidigungsministerium in Berlin den Katastrophenalarm aus.
Auch die EU aktivierte ihren Katastrophenschutz-Mechanismus. Die Überschwemmungen, die auch Teile Belgiens und der Niederlande schwer getroffen haben, seien ein eindeutiger Hinweis auf den Klimawandel, betonte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Es bestehe dringender Handlungsbedarf. Erst am Mittwoch der vergangenen Woche hatte die Brüsseler Behörde ihr Klimapaket „Fit for 55“ vorgestellt, das eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent bis 2030 vorsieht. „Die Presse“ fasst die Ereignisse und die Folgen zusammen.
Wie kam es zur Katastrophe?
Dass es in dieser Woche zu einem Unwetter mit großen Regenmengen kommen würde, war keine Überraschung. Das Tief „Bernd“ zog über Deutschland hinweg. In manchen Orten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz fielen innerhalb von zwei Tagen Regenmengen, die laut „Süddeutscher Zeitung“ normalerweise über einen Zeitraum von mehreren Monaten gemessen werden. Starker Regen und Gewitter sind im Sommer nicht ungewöhnlich, doch „Bernd“ bewegte sich nur sehr langsam über Westdeutschland hinweg, es setzte sich nahezu fest. Das liegt daran, dass Höhenwinde, die Unwetter normalerweise schnell über den Kontinent treiben, schwach waren.
Jedes konkrete Unwetter entsteht aus einer Mischung aus verschiedenen Faktoren. Klimaforscher weisen aber seit Jahren darauf hin, dass die Erderwärmung aufgrund des Ausstoßes von Treibhausgasen vermehrt zu Extremwetterlagen führen kann. Dazu kommt, dass die zunehmende Verbauung verhindern kann, dass Regenwasser vom Boden aufgenommen wird.