Leitartikel

Die Festspiele sind Hochkultur, und das ist gut so

Jedermann, Domplatz, Fotoprobe, Salzburger Festspiele, 2021,
Jedermann, Domplatz, Fotoprobe, Salzburger Festspiele, 2021, (c) imago images/Manfred Siebinger (Manfred Siebinger via www.imago-images.de)
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Ein Gegenentwurf zur Idee vom niederschwelligen Zugang zur Kultur: Auch 101 Jahre nach seiner Gründung stellt das Festival in Salzburg Ansprüche.

Nein, um eine Pandemie geht es in Salzburg in keinem Stück. Aber um einen Gelehrten, der einen Teufelspakt schließt, um seine zum Tod verurteilte Ex-Geliebte zu retten. Um eine Sängerin, die ihren Geliebten retten will, indem sie dem Polizeipräsidenten verspricht, mit ihm zu schlafen. Eine Frau, die danach fiebert, dass ihr Bruder ihren von ihrer Mutter ermordeten Vater rächt. Eine Königin, die eine andere Königin hinrichten lässt. Um Männer, die vor ihrem Ende stehen . . .

Es sind keine leicht verträglichen Themen, die da in Hauptwerken der heurigen Salzburger Festspiele behandelt werden. Diese Stücke sind nicht erbaulich, sie heilen keine Wunden, sondern legen sie bloß. Sie zeigen keine heile Welt, sie sind skandalös, erzählen von Unversöhntem, Ungesühntem. Genau deshalb eignen sie sich für Festspiele, die von Beginn an ihren Kulturbegriff von Kult abgeleitet haben. Und ihr Fest nicht als harmlose, beiläufige Unterhaltung verstanden haben und verstehen, sondern als Ausnahmesituation, in der – wie im „Jedermann“, so folkloristisch er erscheinen mag – Menschen vor Abgründen stehen, oft ihren eigenen Abgründen.

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