Die israelische Schriftstellerin Ayelet Gundar-Goshen arbeitet auch als Psychologin.
Buch der Woche

Kennen Sie Ihr Kind?

Ein bisschen wie Yasmina Reza – nur psychologisch viel genauer: In ihrem Roman „Wo der Wolf lauert“ erzählt Ayelet Gundar-Goshen von einer Frau, die in die USA übersiedelt ist, um der drohenden Gewalt in Israel auszuweichen. Und dann soll ihr Sohn ein Mörder sein?

Ein Paar. Michael, den alle nur Maikel nennen, obwohl er aus Israel eingewandert ist und man seinen Namen ganz anders ausspricht. Und Lilach. Die sich hartnäckig mit Lilach vorstellt, auch wenn es vergebens ist: Die US-Amerikaner machen daraus ohnehin fast immer Lila. Die beiden leben schon seit Jahren im Silicon Valley, haben einen Sohn hier großgezogen, einen zurückhaltenden, ein wenig in sich eingesponnenen 14-jährigen Buben, der in der Garage eine Chemie-Forschungsstation eingerichtet hat und Schach spielt. Das Haus ist groß. Die Probleme sind klein. Kein Idyll, aber ein scheinbar behütetes Leben, bis, ja, bis ein Attentäter mit einer Machete die Reformsynagoge in der Nachbarschaft stürmt und eine junge Frau ermordet.

Nicht, dass Michael und Lilach besonders beunruhigt wären. Sie sind bestürzt. Traurig. Auch empört. Aber das Leben könnte weitergehen. Doch da sind die Eltern in Haifa, die dieses Attentat als Bestätigung dafür nehmen, dass sie recht behalten haben: Lilach und Michael hätten in Israel bleiben sollen, weil Juden nun einmal nur dort sicher seien. Und da ist Michaels Bruder Assi, der gerade mit seiner Frau und seinen Söhnen zu Besuch ist und wissen will, warum denn verflixt noch einmal keiner den Attentäter aufgehalten habe. Also in Israel wären die Männer nicht untätig herumgestanden! Seine Kinder sind jedenfalls stark und ruppig und wehrhaft und toben durchs Haus, ganz anders als Adam, Lilachs Sohn.

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