Feines kosten zwischen Lesachtal und Gailtal, Weissensee und Plöckenpass.
Kulinarische Reise

Kärntens Südwesten: Die Zeichen stehen auf Slow Food

Wer sich für gute Lebensmittel und die Menschen dahinter interessiert, der ist in der weltweit ersten Slow-Food-Reiseregion richtig: Vom Lesachtal bis zum Weissensee wird (nicht nur) traditionelles Lebensmittelhandwerk gelebt.

Kulinarische Erlebnissein Kärnten: Eine Verkostung bei Edelgreissler Herwig Ertl ist ein guter Start.
Kulinarische Erlebnissein Kärnten: Eine Verkostung bei Edelgreissler Herwig Ertl ist ein guter Start.Slow Food Travel

Wenn Herwig Ertl einmal loslegt, dann kann es länger dauern. Das gilt nicht nur für die Verkostung, bei der auf eine Auswahl feinster Essige und Öle sorgfältig kuratierte Häppchen folgen: Ziegenkäse aus der Region mit sonnengeküssten Paradeisern, eingelegter Löwenzahn von den italienischen Nachbarn, Brokkolipesto auf Schwiegermutterzungen vom lokalen Bäcker, ein Gailtaler Camembert mit Sardelle und einem Spritzer edlem italienischen Essig. Dazu ein Schluck Wein, ein Schluck Quittensaft, der sehr vielen Weinen Konkurrenz machen könnte, und noch einer von einem weiteren Wein, der sein Aroma im Saftglas eigentlich am besten preisgibt. „Kost amal!“ Herwig Ertl ist auch kaum zu bremsen, wenn es darum geht, was hinter all dem steckt: um die kleinen Produzentinnen und Produzenten, die zeigen, wo die Reise hingehen muss, darum, wie Landwirtschaft und Wirtschaft zusammenspielen sollten, um den Wert guter Lebensmittel sowie darum, selbst zumindest ein bisschen aktiv zu werden statt immer nur zu fordern.Die Edelgreisslerei, die Ertl seit rund 20 Jahren in Kötschach im Kärntner Gailtal betreibt, ist eine Institution. Massenware gibt es hier keine, zu finden sind ausgewählte Spezialitäten aus der Region, aus Österreich und dem Alpe-Adria-Raum. Und eben ein Chef, der gern als Dickkopf und Visionär bezeichnet wird, der seine Produzenten – von Josef Zotter, mit dem er einst eine Käseschokolade kreierte, bis zu regionalen Lebensmittelhandwerkern – in den Mittelpunkt stellt und ein Vorbild dafür sein will, dass man nicht immer konkurrieren muss, sondern dass es auch gemeinsam geht. „Wenn wir nicht neidig sind, haben wir alle genug.“

Krendeln, käsen, Butter machen

Kasnudeln krendln ist eine Kunstfertigkeit.
Kasnudeln krendln ist eine Kunstfertigkeit.(c) WOLFGANG HUMMER/ARGE Slow Food Travel

Genug zu essen gibt es hier jedenfalls. Der kleine, etwas verschlafene Ort Kötschach-Mauthen am Fuß des Plöckenpasses liegt inmitten einer Region, in der sich viel um gute Lebensmittel dreht, seit das Lesachtal, das Gailtal, das Gitschtal sowie der Weissensee vor rund fünf Jahren zur weltweit ersten Slow-Food-Reiseregion wurden. Unter anderem gewähren hier zahlreiche Produzenten Einblick in ihr Tun: Man kann zum Butterschlagen auf eine Alm fahren, man kann Schafkäse machen oder Brot backen, man kann im Gasthof Grünwald Kärntner Nudeln krendeln lernen oder mit Spitzenkoch Hannes Müller Weissenseefisch von Kopf bis Schwanz verarbeiten. Kulinarische Erfahrungen, bei denen man auch erlebt, was es für ein gutes Produkt alles braucht – vom Rohstoff übers Handwerk bis zur Tradition.Dahinter stehen die Prinzipien von Slow Food, dereinst in Italien als Gegenbewegung zum Fast Food und zu industriellen, einheitlichen Lebensmitteln gegründet: Es geht um genussvolles und zugleich verantwortungsbewusstes Essen, um gute, nachhaltige, regionale Lebensmittel (die vom Lesachtal bis zum Weissensee auch in den entsprechend gekennzeichneten Gastbetrieben zu finden sind). Weiter gedacht geht es auch um die Erhaltung der Vielfalt von Nutzpflanzen und Nutztieren, der fast vergessenen lokalen Lebensmitteltraditionen und des Lebensmittelhandwerks. Das muss manchmal auch wieder ein bisschen wachgekitzelt werden – wie in der Bäckerei Matiz, die sich unweit der Edelgreisslerei in Kötschach befindet.

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