Architektur

Wie viel Grün darf bleiben?

Spanschachtelmotiv: Grazer Stadtentwicklung ohne Rücksichtnahme auf das grüne Herz der Steiermark.
Spanschachtelmotiv: Grazer Stadtentwicklung ohne Rücksichtnahme auf das grüne Herz der Steiermark.
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In Graz und Umgebung gewinnt man derzeit den Eindruck, dass schier alles, was an Grund und Boden noch zu haben ist, mit Wohnungen verbaut wird, ohne dass die Stadt regulierend eingreift.

Baukräne, Schwerverkehr und Baustellenlärm – wo immer man derzeit Graz durchquert, ist zu sehen, dass selbst die Pandemie dem Bauboom in der zweitgrößten Stadt Österreichs nichts anhaben konnte. Das ist einfach zu erklären, befanden sich die derzeit überall in die Höhe wachsenden neuen Quartiere, Siedlungen und Wohnblöcke doch schon vor 2020 im Status von Planung und Genehmigungsverfahren. Nicht einleuchtend hingegen ist die Tatsache, dass sich von Jänner 2016 bis Jänner 2021 bei einem Bevölkerungszuwachs von 16.098 Personen eine Steigerung der Wohnungsanzahl um 26.322 feststellen lässt. Rund 331.000 in Graz Gemeldeten stehen derzeit mehr als 202.000 Wohnungen gegenüber. Schon 2017 wurde im Wohnbericht der Stadt Graz der Leerstand von Wohnungen, den man anhand des nicht vorhandenen Stromverbrauchs auch exakt feststellen könnte, mit 6000 bis 7000 geschätzt.

Nun liegt mir ferne, die Leser mit trockenen Zahlen und Statistiken zu langweilen, aber einige geben uns einen Ausblick auf die zu erwartende Entwicklung von Graz – etwa jene, die einer detaillierte Aufstellung eines Vereins zu entnehmen ist, der sich „Unverwechselbares Graz“ nennt. Die zivilgesellschaftliche Initiative, der ein ehemaliger Leiter des Stadtplanungsamts ebenso angehört wie Soziologen und Lehrende der FH, macht sich stark für eine sensible, restriktivere Steuerung der Stadtplanung, um identitätsstiftende Charakteristika von Straßenzügen und Stadtvierteln erhalten zu können. In ihrer Recherche fand die Gruppe heraus, dass der vorgenannten Zahl von mehr als 200.000 Wohnungen noch rund 15.000 hinzugefügt werden müssen, die derzeit „in der Pipeline sind“. Mit klingenden Bezeichnungen wie „Wohntraum“ werden diese von Bauträgern bereits beworben, scheinen aber in der Statistik, die im vorigen Jahr nur einen Bevölkerungszuwachs von 203 Personen ausweist, noch nicht auf.

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