Kanzlerin Angela Merkel verspricht den Betroffenen rasche Hilfe und plant einen Besuch in Rheinland-Pfalz. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier macht sich nach Nordrhein-Westfalen auf. Nach der Unwetterkatastrophe sind über 140 Menschen gestorben.
Im Zuge der Überschwemmungen in den deutschen Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind bisher 143 Menschen verstorben, mehrere hundert werden nach wie vor vermisst. Ortschaften und weite Flächen sind überflutet, zahlreiche Straßen und Brücken wurden zerstört. Das Verteidigungsministerium in Berlin hat den Katastrophenalarm ausgerufen, Kanzlerin Angela Merkel sprach von einer „Tragödie“, verspricht den Betroffenen rasche Hilfe und plant einen baldigen Besuch in Rheinland-Pfalz.
Auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier macht sich auf, um sich ein persönliches Bild von der Lage zu machen. Er will am Samstag den Rhein-Erft-Kreis (Nordrhein-Westfalen) besuchen.
Zahl der Todesopfer im Steigen
Unterdessen gehen die Aufräumungs- und Rettungsarbeiten in den Katastrophengebieten weiter. Bis Freitagabend war noch offen, ob es in Erftstadt Todesopfer zu beklagen gibt. "Wir gehen von mehreren Toten aus, wissen es aber nicht", sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) am Samstag. Bisher gibt es nach Angaben des NRW-Innenministeriums landesweit mindestens 43 Todesopfer und viele Verletzte. "Die Lage ist sehr unübersichtlich", sagte Reul.

Im Großraum Ahrweiler in Rheinland-Pfalz stieg die Zahl der Todesopfer bis Samstagmorgen nach Polizeiangaben auf über 90. Es sei zu befürchten, dass noch weitere Todesopfer hinzukommen, teilte die Polizei mit. Insgesamt liege dem Polizeipräsidium die Meldung über insgesamt 618 Verletzte vor. Auch diese Zahl könne sich noch weiter erhöhen. Auch mehr als zwei Tage nach dem Unglück werden noch Menschen vermisst.
Am Freitag hatte Innenminister Roger Lewentz (SPD) noch von 63 Todesopfern gesprochen. Die Zahl der Verletzten lag am Freitag noch bei 362. In der Region gehen unterdessen die Such- und Rettungsarbeiten weiter. Noch immer sind Tausende Rettungskräfte in der Eifel, wo in der Nacht auf Donnerstag die Wassermassen ganze Orte verwüstet hatten.
Warnungen für Ahr und Untere Sauer
Einer Frühwarnprognose des Landesamts für Umwelt Rheinland-Pfalz zufolge verringerte sich die Hochwassergefahr zuletzt. Nur für das Einzugsgebiet des Flusses Ahr und der Zuflüsse der Unteren Sauer bestanden noch Warnungen. Die Pegelständen sanken, zum Beispiel bei dem hart von Unwetter getroffenen Kordel im Landkreis Trier-Saarburg.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) beklagte eine "Flut-Katastrophe von historischem Ausmaß". Es sei zu befürchten, dass die Opferzahlen weiter steigen. Seine Amtskollegin aus Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), nannte die Lage "weiterhin extrem angespannt in unserem Bundesland". Sie fügte in Trier hinzu: "Das Leid nimmt auch gar kein Ende."
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock reiste nach dem Abbruch ihres Urlaubs in die Krisengebiete. Wie eine Sprecherin am Freitagabend mitteilte, will sich die Parteichefin vor Ort über die Lage der Menschen informieren. Dabei verzichte sie bewusst auf Pressebegleitung oder öffentliche Auftritte. Den Angaben zufolge traf Baerbock am Freitag in Mainz ein. Auf Twitter schrieb sie dazu: "Die Gespräche gehen unter die Haut. Nach wie vor sind nicht alle Orte erreicht, Menschen weiter abgeschnitten. Zugleich gibt es eine unglaubliche Solidarität zu helfen, Betroffene zu Hause aufzunehmen und zu unterstützen." Für Samstag sind weitere Termine Baerbocks in Nordrhein-Westfalen angesetzt.
(APA/dpa/Red. )