Justiz

Amtsmissbrauch-Verfahren gegen Ex-Öbag-Chef eingestellt

Ex-Chef der Staatsholding Öbag, Thomas Schmid
Ex-Chef der Staatsholding Öbag, Thomas SchmidAPA/HANS PUNZ
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Der Verdacht des Amtsmissbrauch konnte nicht nachgewiesen werden. Andere Ermittlungsverfahren gegen Thomas Schmid sind noch anhängig.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat eines von mehreren Ermittlungsverfahren gegen Thomas Schmid ad acta gelegt. Dem Ex-Chef der Staatsholding Öbag war vorgeworfen worden, in seiner vormaligen Funktion als Generalsekretär im Finanzministerium auf Geheiß seiner Schwester einen Steuerakt eingesehen zu haben.

Das Verfahren wegen Amtsmissbrauchs wurde nun mangels Nachweisbarkeit eingestellt, bestätigte die WKStA einen Bericht von exxpress.at.

Zuvor hatte Schmids Anwalt Thomas Kralik über die Einstellung des Verfahrens auf Twitter geschrieben. Weitere Ermittlungsverfahren gegen den Ex-Öbag-Chef sind laut der Ermittlungsbehörde nach wie vor anhängig.

Tweet von Thomas Kralik:

In Kika/Leiner-Pleite eingemischt?

Dafür gelangte ein anderer Verdacht an die Öffentlichkeit. Die aus dem Finanzministerium an den Ibiza-Untersuchungsausschuss gelieferten Unterlagen deuten eine mögliche Einmischung Thomas Schmids in die Kika/Leiner-Pleite an. Demnach könnte der einstige Generalsekretär im Ressort über das Bundesrechenzentrum (BRZ) den Insolvenzantrag der Möbelhauskette an das Gericht abgestoppt haben, berichtete das Online-Magazin zackzack.at am Samstag. Nutznießer der Aktion sei der Investor Rene Benko gewesen, der die Kette schließlich kaufte.

Benko hatte Kika/Leiner ein Pauschalangebot für sämtliche Immobilien gemacht. Gläubiger drängten allerdings auf die Insolvenz des Unternehmens, was bedeutet hätte, über die einzelnen Immobilien verhandeln zu müssen. Im Juni 2018 ging die Möbelhauskette schließlich nach einem Verhandlungsmarathon via Notverkauf doch an Benkos Signa Holding. Eine Insolvenz hätte für den Investor bedeutet, mit dem Masseverwalter um einzelne Immobilien verhandeln zu müssen, was kostspieliger gewesen wäre.

Die nun veröffentlichten Chats legen allerdings nahe, dass Kika/Leiner bereits einen Insolvenzantrag gestellt hatte. Der damalige Kabinettsmitarbeiter und nunmehrige Nachfolger Schmids als Generalsekretär, Dietmar Schuster, schreibt in der Nachricht an Schmid, der sich zu diesem Zeitpunkt in Griechenland aufhielt: "Vom Berg Athos hast du die Zustellung des Insolvenzantrags von Kika/Leiner durch das BRZ gebremst! Cool!!!" Über das Bundesrechenzentrum laufen Eingaben im Elektronischen Rechtsverkehr (ERV), über den Anwälte Insolvenzanträge bei Gericht einbringen.

Intervention nicht bestätigt

Eine Bestätigung der möglichen Intervention gibt es von keiner Seite. Das BRZ bestritt gegenüber zackzack.at jedweden Eingriff. Schmid ließ über seinen Anwalt ausrichten, dass er keine Stellungnahme abgeben möchte. Vonseiten der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gab es vorerst keine Auskunft darüber, ob gegen Schmid Ermittlungen aufgrund der im Chat gelieferten Anhaltspunkte geführt werden oder nicht.

"Lückenlose Aufklärung" forderte nach Bekanntwerden der Chats der freiheitliche Fraktionsführer im Ibiza-Untersuchungsausschuss, Christian Hafenecker. "Ganz offensichtlich wurde hier in einer Nacht-und-Nebel-Aktion seitens der ÖVP alles unternommen, um Rene Benko einen lukrativen Immobilien-Deal zukommen zu lassen", vermutet er.

(APA)

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