Rafflesia arnoldi

Rafflesia: Der extremste Parasit

So riesenhaft bricht die Blüte wie aus dem Nichts aus ihrem Wirt hervor.
So riesenhaft bricht die Blüte wie aus dem Nichts aus ihrem Wirt hervor. Frans Lanting / Mint Images / picturedesk pi
  • Drucken

Rafflesia hat die größte aller Blüten, aber sonst fast nichts, was Pflanzen haben, weder äußerlich noch in den Genen. Die sind weithin rätselhaft.

Die größte aller Blüten – bis zu einem Meter Durchmesser und zehn Kilo Gewicht – kommt scheinbar aus dem Nichts, sie wird von keinem Stängel getragen, von keinen Blättern versorgt, von keiner Wurzel verankert. Stattdessen zieht sich ihr Substrat als mit freiem Auge kaum erkennbarer Faden durch einen wilden Wein (Tetrastigma), der sich als Liane ein wenig parasitisch in südostasiatischen Regenwäldern hochrankt. Aus seinen Strängen bricht die Blüte heraus – wie der Alien im Film aus der Brust des Befallenen –, ihre Trägerin hat den Parasitismus ins Extrem getrieben, lässt sich von den Lianen mit allem versorgen und übernimmt einzig ihre Vermehrung selbst, mit durchdringendem Aasgeruch, der Schmeißfliegen und andere Insekten als Bestäuber anlockt. Das hat der Pflanze den Beinamen Leichenlilie eingetragen, sie firmiert auch breiter unter Leichenpflanze (aber das bringt Verwirrung, weil mit diesem Namen meist eine andere Pflanze mit auch riesenhaften Blüten gemeint ist, die den gleichen Geruch ausströmt, die Titanenwurz).

In der Nomenklatur heißt sie Rafflesia arnoldi, darin stecken zwei Mitarbeiter der Britischen East Indian Company, die sie 1816 als erste Europäer zu Gesicht bekamen, in einem Regenwald auf Sumatra, wo Thomas Stamford Raffles die Interessen Großbritanniens durchsetzen sollte (gegen die der Niederlande). Dazu gehörte neben der politischen und ökonomischen Macht auch die über die Schätze der Natur und ihre Eingemeindung in den wissenschaftlichen Fundus der Briten. Deshalb stand Raffles der Forscher und Arzt Joseph Arnold zur Seite, er rümpfte zwar die Nase über den Gestank des Gewächses – „exakt wie verrottendes Rindfleisch“ –, würdigte die Blüte aber als „das größte aller Wunder der pflanzlichen Welt“.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.