EU-Vertragsverletzungsverfahren?

Tiroler Fahrverbote: „Lassen uns nicht von Drohungen einschüchtern“

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) betonte: Man wolle "sowohl an den Blockabfertigungen als auch an den anderen verkehrsbeschränkenden Maßnahmen" festhalten.
Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) betonte: Man wolle "sowohl an den Blockabfertigungen als auch an den anderen verkehrsbeschränkenden Maßnahmen" festhalten.APA/EXPA/JOHANN GRODER
  • Drucken

20 Wirtschafts- und Handelskammern hatten zuvor Ursula von der Leyen aufgefordert, ein EU-Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten. Platter bittet nun Gewessler um Gespräche mit den Nachbarstaaten.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hat am Samstag Bundesministerin Leonore Gewessler (Grüne) aufgefordert, mit den Nachbarstaaten wegen der Tiroler Fahrverbote in Gespräche einzutreten. Tags zuvor verlangten 20 Wirtschafts- und Handelskammern aus Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Norwegen und Schweden von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, ein EU-Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten.

Die "Grenze des Zumutbaren für Mensch, Natur und Infrastruktur" sei bereits "weit überschritten", sagte Platter in einer Aussendung. "Aus diesem Grund wird Tirol sich sicher nicht durch Drohungen einschüchtern lassen", hielt er fest. Gewessler solle daher die Anregung von Von der Leyen aufgreifen, "und mit den Nachbarstaaten in Gespräche" eintreten. Die Kommissionspräsidentin hatte sich im April hinter Tirol gestellt und gemeint, es sei an der Zeit, "dass sich die Länder und Regionen entlang des Korridors zusammensetzen und sich offen über mögliche gemeinsame Maßnahmen austauschen".

Platter bekräftigte, dass man "sowohl an den Blockabfertigungen als auch an den anderen verkehrsbeschränkenden Maßnahmen" festhalten wolle. Das Nachtfahrverbot würde etwa dem Lärm- und Luftgüteschutz dienen. Er führte außerdem aus, dass das Niveau des Schwerverkehrs im April 2021 mit 206.590 Fahrzeugen "bereits über dem Niveau des Rekordjahres 2019" liege. Dies sei der Beweis, "dass sich der Schwerverkehr auf der Straße von der Corona-Pandemie nicht einbremsen" lasse, so der Landeschef.

EU bei „möglichen Vertragsverletzung aktiv werden"

Der Präsident der Bozner Handelskammer, Michl Ebner, hatte am Freitag die Rechtskonformität der Maßnahmen angezweifelt. "Die Europäische Kommission ist die Hüterin der EU-Verträge, es ist ihre Aufgabe bei einer möglichen Vertragsverletzung aktiv zu werden, so muss es auch bei den Tiroler Fahrverboten sein", sagte er. Die Verbände sahen einen Verstoß gegen das Prinzip des freien Warenverkehrs.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

++ THEMENBILD ++ REISEVERKEHR / VERKEHR / FERIENBEGINN / STAU
Österreich

Transit-Streit in Tirol: Einigung auf "Zehn Punkte-Plan"

Im Konflikt um Fahrverbote und Lkw-Verkehr in Tirol trafen sich Landeshauptmann Platter und Verkehrsminister Reichhardt mit deutschen  Amtskollegen zum Krisengespräch. Platter hielt weiterhin an seinen Maßnahmen fest.
Österreich

Tirol verschärft ab 2020 sektorales Fahrverbot

Die schwarz-grüne Tiroler Landesregierung setzt ihren Kampf gegen den überbordenden Transitverkehr fort und weitet das Fahrverbot auf Euro 6-Lkw aus.
Nach Tirol führt künftig auch Salzburg Sperren nach Autobahnabfahrten ein, um Staus auf Landstraßen zu reduzieren.
Österreich

Tirol: „Fahrverbote für Pkw überlegen“

Seit dem Wochenende halten Polizisten Autos auf, die wegen Staus die Autobahn meiden und Landstraßen nutzen wollen. Tirols Wirtschaftskammer will sogar über generelle Fahrverbote diskutieren.
Mehr als 1000 Fahrzeuge wurden am Samstag und Sonntag auf die Autobahn zurück geleitet.
Österreich

Tirols Fahrverbot: Deutschland will Österreich klagen

Deutschland will gegen die jüngsten Fahrverbote für „Navi-Ausweicher" auf Tiroler Straßen und die Lkw-Blockabfertigung vorgehen.
Fahrverbote gelten bis 14. September an allen Wochenenden.
Österreich

Fahrverbote: Über 1000 Pkw-Lenker in Tirol zurückgewiesen

Landeshauptmann Plattner spricht von einer „Punktlandung“. Das Land Tirol zieht ein erstes Fazit. Die Fahrer zeigten sich kooperativ.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.