Starkregen

Unwetter erreichen Österreich: Zivilschutzalarm in Hallein, Mittersill und Kufstein ausgerufen

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Der Starkregen hat Samstagnacht die Feuerwehren in Salzburg und in Tirol gefordert. In den betroffenen Orten werden die Menschen aufgefordert, Gebäude nicht zu verlassen und sich in höhere Stockwerke zurückzuziehen.

Der Starkregen hat Samstagnacht die Feuerwehren in Salzburg und in Tirol gefordert. Im Stadtgebiet von Hallein wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, weil der Kothbach über die Ufer getreten ist. Im Bereich der Altstadt ist es bereits zu massiven Überschwemmungen gekommen, hieß es vom Landesfeuerwehrkommando. Auch in Mittersill im Pinzgau sowie in Kufstein in Tirol wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, die Felbertauernstraße wurde gesperrt

In Kufstein werden die Menschen aufgefordert, Gebäude nicht zu verlassen und sich in höhere Stockwerke zurückzuziehen. Keinesfalls sollten Keller und Tiefgaragen aufgesucht werde, hieß es seitens der Leitstelle Tirol. Aufgrund von Vermurungsgefahr wurde die Felbertauernstraße zwischen der Mautstelle und Hinterburg gesperrt. Die Dauer der Sperre ist derzeit unbekannt.

Vermurungen und verlegte Straßen

Am Abend absolvierten die Feuerwehren in Kufstein bis Mitternacht rund 100 Einsätze alleine im Kufsteiner Stadtgebiet, wo das Wasser der Zulaufbäche des Inns bereits in die Straßen der Bezirkshauptstadt gelangte. Der Inn selbst sei derzeit noch kein Problem, hieß es von der Leitstelle Tirol. Die Einsatzkräfte seien aber im ganzen Bezirk Kufstein im Großeinsatz. Auch Söll könnte "ein zweiter Hotspot" werden. Zudem wurden Rettung und Bergrettung aktiviert, da die Ortschaften teilweise aufgrund von Vermurungen und verlegten Straßen nicht leicht erreichbar seien.

Schwere Verwüstung nun auch in Österreich: Im Stadtgebiet von Hallein wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, weil der Kothbach über die Ufer getreten ist.
Schwere Verwüstung nun auch in Österreich: Im Stadtgebiet von Hallein wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, weil der Kothbach über die Ufer getreten ist.APA/FMT-PICTURES/ANTON TEMMEL

Wie von der Homepage des Landes Tirol hervorging, überschritten die Wasserstände in Tirol an drei Messstellen ein 30-jährliches Hochwasser. Betroffen war gegen Mitternacht die Brixentaler Ache bei Bruckhäusl (Bezirk Kufstein) sowie die Kelchsauer Ache bei Hörbrunn (Bezirk Kufstein). Auch der Gschlösslbach in Innergschlöss (Bezirk Lienz) befand sich bereits über der Marke eines 30-jährlichen Hochwassers.

Auch die Bevölkerung von Hallein wird aufgefordert, in den Häusern zu bleiben, Tiefgaragen und Keller nicht zu betreten und sich auch von den Dämmen der Fließgewässer fernzuhalten, warnte das Land Salzburg in einer Aussendung. Insgesamt sei die Lage im Land Salzburg noch unübersichtlich, hieß es vom Landesfeuerwehrkommando. Sehr viele Feuerwehren seien im ganzen Land im Einsatz. Einer der Hotspots sei der Oberpinzgau.

Die Feuerwehrleute der Stadtgemeinde Mittersill befanden sich seit Samstagabend ebenfalls im Hochwasser-Einsatz. Bereits am Nachmittag überschritt die Salzach die Warngrenze. Die Hubbrücke musste wegen Hochwassergefahr angehoben werden. In Mittersill gilt Alarmstufe 2. "Es besteht derzeit keine Gefahr für Menschen und Objekte. Wir bitten die Bevölkerung aber um Vorsicht und ersuchen, nicht notwendige Fahrten im Ortsgebiet zu unterlassen, um die Einsatzkräfte nicht zu behindern", betonte Manfred Höger, Katastrophenschutzreferent im Pinzgau.

Hochwasserschutz entlang der Salzach

Auch in der Stadt Salzburg wurde der Hochwasserschutz entlang der Salzach aufgebaut. An 50 Stellen entlang des Flusses wurden mobile Schutzvorrichtungen hochgezogen, sagte der stellvertretende Branddirektor Werner Kloiber. "Die Freiwilligen wurden alarmiert. Sie übernehmen dabei den Hauptjob. Die Berufsfeuerwehr kümmert sich um die Membergerstraße, die eine besonders kritische Stelle ist", sagte Kloiber. Im Bereich des Alterbachs und des Gersbachs kam es zu lokalen Überflutungen. Zahlreiche Keller mussten ausgepumpt werden.

Wie Michael Haybäck vom Einsatzstab der Stadt mitteilte, wird damit gerechnet, dass die Salzach in den frühen Morgenstunden des Sonntags die Warngrenze mit einem Pegelstand von 4,8 m an der Messstelle Nonntaler Brücke überschreiten wird. Die Meldegrenze von 3,8 m war bereits am späten Samstagvormittag erreicht worden. Gesperrt wurden da schon alle Fahrrad-Unterführungen entlang der Salzach.

Dauereinsätze für Wiener Feuerwehr

Auch im Wiener Stadtgebiet haben starke Regenfälle und Gewitter seit dem frühen Samstagvormittag zu Dauereinsätzen der Feuerwehr geführt. Bisher seien mehr als 500 Einsätze durchgeführt worden, teilte die Wiener Berufsfeuerwehr in einer Aussendung in der Nacht auf Sonntag mit. Laufend seien neue Meldungen in der Notrufzentrale der Feuerwehr eingelangt. Dienstfreie Feuerwehrkräfte seien einberufen und zusätzliche Feuerwehrfahrzeuge in Dienst gestellt worden.

Bei den meisten Einsätzen habe die Berufsfeuerwehr wegen überschwemmter Keller und Unterführungen oder durch den Regen überflutete Fahrbahnen ausrücken müssen. Zur Unterstützung sei auch der Katastrophenhilfsdienst des Wiener Landesverbandes hinzugezogen worden. In Wien habe es innerhalb einer Stunde 15 Liter pro Quadratmeter geregnet, gleich viel wie insgesamt in den vergangenen sieben Wochen zusammen, so die Wiener Berufsfeuerwehr.

Regierung dankt Einsatzkräften

Die Regierung hat sich am Samstagabend in den sozialen Medien bei den Einsatzkräften bedankt. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP): „Starke Regenfälle und Unwetter richten in Österreich leider vielerorts gerade schwere Schäden an. Ich danke allen Einsatzkräften und freiwilligen Helfern, die alles tun, um zu helfen! Wir werden die Betroffenen nicht alleine lassen und sie beim Wiederaufbau unterstützen."

Umweltministerin Lenore Gewessler (Grüne) sprach von „dramatischen Bildern“ aus Hallein. „Danke an alle Helfer*innen, freiwillige Feuerwehren und Einsatzkräfte, die jetzt ausrücken, um Hilfe zu leisten“, schrieb sie. Und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne): „Allen vor Ort viel Kraft und bitte geben Sie Acht.“

(APA/Red.)

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