Nachruf

Graham Vick: Viel diskutierte Musiktheater-Abstraktionen

Graham Vick (Archivbild)
Graham Vick (Archivbild)(c) imago images/ZUMA Wire (imago stock&people)
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Zum Tod des schottischen Regisseurs Graham Vick, der in Salzburg, Wien und Bregenz inszeniert hat.

Aufsehenerregend war es beinah immer, wenn eine Operninszenierung Graham Vicks zur Premiere kam. Auch hierzulande weiß man das spätestens seit der Salzburger Festspielproduktion von Mozarts „Zauberflöte“ im Jahr 2005, in der Tamino aus seinem Kinderzimmer an der Hand seiner Pamina ins Altersheim des Herrn Sarastro wanderte, um dort anstelle der Feuer- und Wasserprobe russisches Roulette zu spielen. Das Publikum, aber auch Maestro Riccardo Muti waren wenig begeistert, und der Dirigent bestand darauf, dass zum folgenden Mozart-Jahr eine andere Inszenierung ins Festspielprogramm genommen werden musste.

Dabei hatte Muti selbst Vick nach Salzburg gebracht. Er kannte den Regisseur aus einer Amtszeit in Mailand, wo er viel beachtete – und immer heftig diskutierte – Verdi-Produktionen zur Saisoneröffnung („Macbeth“ im abstrakten Bühnenwürfel und „Otello“) realisiert hatte.
Die Scala war eines der wichtigen Häuser, in denen Graham Vick regelmäßig inszenierte. Die New Yorker Met verdankte ihm eine der eindringlichsten Umsetzungen von Arnold Schönbergs „Moses und Aron“.
Seine ersten Sporen hatte der schottische Regisseur in seiner Heimat mit Inszenierungen an der Scottish Opera verdient. Von 1984 bis 1987 amtierte Vick in Glasgow dann auch als Intendant, danach ging er nach Birmingham, wo er 1987 die Birmingham Opera Company gründete, die er bis zuletzt leitete.

Zu den spektakulärsten Engagements im Curriculum zählt wohl die Inszenierung von Verdis „Falstaff“ in London anlässlich der Wiedereröffnung des renovierten Opernhauses am Covent Garden im Dezember 1999.

Als Gastregisseur war Graham Vick auch in Österreich immer wieder tätig. Auf der Bregenzer Seebühne arrangierte er 2009/10 ein eindrucksvolles technisches Spektakel für Verdis „Aida“. An der Staatsoper erlebte seine Produktion des „Ernani“, die 1998 mit Neil Shicoff unter Seiji Ozawa Premiere hatte, in drei Spielzeiten 30 Aufführungen.

Am 17. Juli ist Graham Vick in London an den Folgen seiner Covid-Erkrankung gestorben. Er war 67 Jahre alt.

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