Die russische Elite sieht sich laut einem neuen 44-seitigen Dokument umzingelt von Bösewichten aller Art.
Nach den Vorstellungen der derzeit in Moskau herrschenden Elite wird in dunklen Regierungsstuben der westlichen Welt den ganzen Tag über und bis tief in die Nacht nichts anderes getan, als darüber zu grübeln, wie man Russland am Zeug flicken kann, wie man ihm seinen Willen aufpfropfen und es zur Gefolgschaft zwingen, wie man Russland schwächen und demütigen kann. Die einzige wahre Angst, die den Westen quält, ist demnach das wiedererstarkte, stolze, souveräne Russland.
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Nikolai Patruschew, der Sekretär des Sicherheitsrates und enge Vertraute von Präsident Wladimir Putin, ist so ein Kapazunder, der nicht müde wird zu predigen, dass alles Böse aus dem Westen kommt: Mal prophezeit er die „Wiedergeburt der biologischen Kriegsführung“, denn es gebe „klare Signale, dass einige versuchen, gefährliche Krankheitserreger für politisch-militärische Zwecke einzusetzen“. Wer die „einigen“ sind? Vizeaußenminister Sergej Ryabkow nannte in diesem Kontext „US-gesponserte biomedizinische Labore nahe der russischen Grenze“, die auch hinter dem jüngsten Anstieg der Corona-Infektionen in Russland stecken könnten.
Nach Patruschews Diagnose leidet die westliche Welt an pathologischer Russophobie. Schon vor Jahrhunderten habe der Westen versucht, Russland zu diskreditieren, indem er Iwan IV. den Beinamen „der Schreckliche“ verpasst habe, weil dieser Zar sich nicht dem politischen und moralischen Führungsanspruch des Westens unterwerfen wollte. Heute versuche der Westen, eine Farbrevolution auch in Russland zu entfachen. Im März sagte Patruschew der „Rossiiskaja gaseta“ in einem Interview, um Russland einhegen zu können, versuche der Westen die „sozial-politische Situation zu destabilisieren, eine Protestbewegung anzustacheln und zu radikalisieren und die traditionellen russischen geistigen und moralischen Werte zu unterminieren“.