Zeichner der Mohammed-Karikatur gestorben

Kurt Westergaard 2013.
Kurt Westergaard 2013.(c) imago images/Belga (BO AMSTRUP via www.imago-images.)
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Der Zeichner Kurt Westergaards wurde zum Hassobjekt von Islamisten - sein berühmt-berüchtigtes Comic löste Proteste und Unruhen in muslimischen Ländern aus.

Als die „längsten Minuten meines Lebens“ beschreibt Kurt Westergaard die Zeitspanne, als ein rasender Eindringling am 1. Jänner 2010 mit der Axt auf die Tür seines Badezimmers einschlug und „Rache“ brüllte. Und „Wir kriegen dich schon“ und „Fahr zur Hölle!“.

„Ich dachte: ,Wird die Tür halten?‘“, sagt der Däne, „und ich dachte: ,Was ist mit Stephanie?‘“ Im Wohnzimmer seines Hauses in Aarhus, allein mit dem Bewaffneten, saß nämlich das fünfjährige Kind seiner aus Albanien stammenden Ziehtochter. Etwa vier Minuten dauerte der Albtraum, dann gab der Angreifer sein Vorhaben auf und flüchtete. An den Sirenen nahender Polizeiautos konnte der Bedrohte hören, dass Hilfe eingetroffen war. Dem Kind geschah übrigens nichts.

Nun ist der dänische Zeichner, dessen Mohammed-Karikatur Proteste in zahlreichen Ländern auslöste und letztlich Auslöser des blutigen Anschlags auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" in Paris war, tot. Westergaard starb nach langer Krankheit im Alter von 86 Jahren, wie seine Familie mitteilte.

Unruhen wegen Comics

Er war der Zeichner der berühmt-berüchtigten Mohammed-Karikaturen, die ihn zum Hassobjekt von Islamisten machten. Im Zentrum der Comics stand der Prophet Mohammed, unter anderem wurde er mit Bombe im Turban abgebildet. Die dänische Zeitung „Jyllands Posten“ hatte sie im Herbst 2005 gedruckt, doch zum Sturm wurde die Sache erst, als sie wenig später auch andere Zeitungen nachdruckten: In vielen islamischen Ländern entlud sich bis Anfang 2006 der Volkszorn, bei Unruhen starben über 50 Menschen, in den diplomatischen Beziehungen zwischen Dänemark und den betreffenden Ländern knirschte es heftig. 

2012 druckte "Charlie Hebdo" die Karikatur ab - drei Jahre später töteten zwei Islamisten bei einem Anschlag auf die Redaktion des Satiremagazins zwölf Menschen.

Westergaard arbeitete seit Mitte der 80er Jahre für die "Jyllands-Posten". In seinen letzten Lebensjahren stand der Zeichner unter Polizeischutz - wie mehrere weitere Menschen, die mit dem Abdruck der umstrittenen Mohammed-Karikatur zu tun hatten. Und 2010 nahmen Polizisten einen mit einem Messer bewaffneten Angreifer in Westergaards Haus fest, der den Zeichner umbringen wollte.

(red./APA/AFP)

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