Unwetter

Das große Aufräumen nach der Flut

Ein Ende der Aufräumarbeiten - hier ein Bild aus Hallein - ist nicht in Sicht.
Ein Ende der Aufräumarbeiten - hier ein Bild aus Hallein - ist nicht in Sicht. APA/BARBARA GINDL
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Die Schäden gehen in die Millionen, Rufe nach rigorosem Klimaschutz werden laut.

In den Unwettergebieten sind am Montag die Aufräumarbeiten voll angelaufen. Der Schaden allein schon in der Landwirtschaft ist groß: Die Hagelversicherung rechnet mit einer überschwemmten und geschädigten Agrarfläche von 5000 Hektar und einem Schaden von fünf Millionen Euro. Der Gesamtschaden der verheerenden Überflutungen lässt sich noch nicht beziffern, er dürfte weit in die Millionen gehen. In Niederösterreich wurden indes mehrere Orte zu Katastrophengebieten erklärt.

Katastrophengebiete

Neuhofen a. d. Ybbs, Ferschnitz und Euratsfeld im Bezirk Amstetten, Paudorf und Furth (beide Bezirk Krems) sowie Aggsbach-Dorf in der Gemeinde Schönbühel-Aggsbach (Bezirk Melk) wurden am Montag zu Katastrophengebieten erklärt. In den betroffenen Gebieten seien schwere Schäden an Privathäusern und an der Infrastruktur entstanden. In Ferschnitz war auch eine Brücke weggerissen worden, der Ort wurde vorübergehend unerreichbar. Das Land sicherte schnelle Hilfe zu, das Geld soll rasch überwiesen werden.

Pegelstände

Die Pegelstände entlang der Donau sind indes am Montag gefallen, nachdem die Nacht mit Pegelständen von fast acht Metern (Messstelle Kienstock) sehr angespannt war. Nach den Angaben des Hydrographischen Dienstes des Landes wurden die Spitzen an den meisten Messstationen spätestens am Vormittag erreicht, ein weiterer starker Anstieg wurde nicht erwartet.

Der Höchststand an der Salzach war schon Sonntagabend erreicht, ebenso am Inn in Schärding. In Steyr waren alle Pegelstände der Enns sowie der Oberlieger stark fallend. Auch in Tirol sind die Pegelstände der Flüsse kontinuierlich wieder gesunken.

Aufräumarbeiten

In betroffenen Gebieten im ganzen Land war am Montag Aufräumen angesagt. Ein Ende sei „aktuell noch gar nicht abschätzbar“, sagte Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando Niederösterreich, Feuerwehrleute befreien dort unter anderem Fahrbahnen von Schlamm.

Auch im Salzburger Hallein laufen die Arbeiten nach der Sturzflut am Samstag weiter. Noch immer konnten 50 Personen nicht in ihre Häuser und Wohnungen zurück, wobei 30 davon nur vorsorglich evakuiert worden waren, weil im Ortsteil Gamp die Gefahr von Muren nicht gebannt war.

In Schärding, wo mobile Hochwasserschutzelemente und Pumpenanlagen die Überflutung von zwölf Häusern verhindert hatten, waren am Montag noch Verkehrswege gesperrt. Mit Aufräumarbeiten musste bis zum Rückzug des Wassers gewartet werden. Danach müsse es aber schnell gehen, bevor der Schlamm in der Sonne extrem hart werde und sich nur mehr schwer entfernen lasse, hieß es seitens der Einsatzleitung.

Im Bezirk Gmunden ist die Salzkammergutstraße (B145) nach einem Murenabgang in Traunkirchen voraussichtlich bis Mittwoch nicht befahrbar. Im Stadtgebiet von Steyr waren Wege wegen Steinschlägen und Hangrutschungen gesperrt.

In Kufstein waren Feuerwehrleute seit den Morgenstunden etwa mit dem Auspumpen von Kellern und Tiefgaragen beschäftigt. Vermurungen und Überschwemmungen gab es vereinzelt über ganz Tirol verteilt, der Schwerpunkt war aber in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel.
Und auch die Wiener Berufsfeuerwehr wurde am Wochenende zu 1537 Einsätzen gerufen. Viele Keller, Tiefgaragen und Unterführungen waren überschwemmt.
Schäden

Der Gesamtschaden durch die Unwetter lässt sich noch nicht beziffern. Allein in Hallein dürften die Schäden durch den ausufernden Kothbach in die Millionen gehen. Es werde aber Wochen und Monate dauern, um das tatsächlich beziffern zu können, so Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ). Allein aufseiten der Stadt seien etwa das Keltenmuseum, die Salzberghalle und das Stadtkino betroffen. Teile der Sommerrodelbahn und der Lifttrasse am Zinkenkogel wurden durch Muren weggerissen, Straßen und Plätze in der Stadt verlegt und teilweise Asphalt und Pflaster zerstört.

Aus dem privaten Bereich würden laufend Schäden gemeldet, so Stangassinger. In der Altstadt seien mehrere Häuser und Wohnungen unbewohnbar geworden – weil Wasser, Schlamm und Geröll massive Schäden angerichtet hätten oder weil geprüft werden müsse, ob die Statik noch in Ordnung ist.

Schon einmal, 1976, hat der Kothbach große Teile der Innenstadt verwüstet. 2014 hat die Lawinen- und Wildbachverbauung ein Schutzkonzept eingereicht, 2016 ist die Finanzierung gesichert worden. Mit dem Bau des Sechs-Millionen-Euro-Projekts wurde aber nach einem Einspruch des Naturschutzbundes erst im Vorjahr mit Verzögerung begonnen. Die Naturschützer sahen das Landschaftsbild in Gefahr, die Einsprüche wurden vom Verwaltungsgerichtshof abgewiesen.

Appelle

Neben den laufenden Aufräumarbeiten flammt die Debatte um Ursachen und größere Zusammenhänge auf: Die extremen Wetterereignisse seien Folge des Klimawandels, mahnte Michael Staudinger, Europa-Präsident der World Meteorological Organization (WMO): „Höhere Temperaturen führen zu einer höheren Luftfeuchtigkeit und damit zu intensiveren Niederschlägen mit katastrophalen Schäden an der Infrastruktur.“ Die Verbauung potenziere die Auswirkungen der Starkniederschläge, weil kein Wasser gespeichert werden könne. „Fehler in der Raumordnung machen sich leider jetzt bemerkbar.“ Es müsse nun endlich global, kontinental und national gehandelt werden.

Angesichts der Unwetterkatastrophen appellierte am Sonntag auch ZAMG-Klimaforscher Marc Olefs, Treibhausgasemissionen global so schnell und so stark wie möglich zu senken, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Man könne an zwei Fronten arbeiten: Maßnahmen wie Hochwasserschutz und Retentionsbecken als Symptombekämpfung, gegen die Ursache helfe drastischer Klimaschutz.

(cim)

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