Interview

Überwachter Journalist: „Das muss in der EU eine rote Linie sein“

András Pethő/Direkt36
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Der ungarische Investigativjournalist Szabolcs Panyi wurde mit einer israelischen Software ausspioniert. Warum er den ungarischen Staat hinter dem Angriff vermutet, es vielleicht auch österreichische Nummern auf der Liste gibt und er sich nun wieder handschriftliche Notizen macht.

Die Presse: Herr Panyi, wann und wie haben Sie das erste Mal erfahren, dass Ihr Handy überwacht werden könnte?

Szabolcs Panyi: Es begann damit, dass Frederik Obermaier von der Süddeutschen Zeitung meinen Boss nach meiner Telefonnummer gefragt hat. Ich war sehr glücklich: Dieser berühmte Journalist will mit mir sprechen. Aber er hat nie angerufen. Stattdessen hat er meinen Boss nach anderen Telefonnummern von anderen Journalisten gefragt. Dann schließlich schrieb er, dass er mit uns reden muss. Zuerst sollten wir eine sichere Kommunikationsleitung einrichten. Da haben wir Eins und Eins zusammengezählt: Wow, das muss eine Geschichte über Überwachung sein. Was für andere Gründe kann es geben?

Wie ging es danach weiter?

Man hat mich gebeten, Amnesty International eine forensische Analyse meines iPhones durchführen zu lassen. Ich musste ein Back-up machen und Amnesty hat ein paar Teile des Back-ups für eine Analyse genommen. Das sind alte Logs-Files über alles, das in den vergangenen Jahren auf meinem Handy passiert ist. Sie haben herausgefunden, dass mein Handy für mehr als sieben Monate gehackt wurde.

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