Straches junge Garde auf dem Weg zur Spitze

Straches junge Garde Spitze
Straches junge Garde Spitze(c) Teresa Zötl
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Der Führungszirkel, der am Sonntag die Macht in der wichtigsten FP-Landespartei übernommen hat, ist eine eingeschworene Gemeinschaft, die durch Freundschaft und familiäre Bande zusammengeschweißt wurde.

[wien] Mit dem Sonntag begann in der FPÖ ein neues Zeitalter – nicht nur wegen des Wahlerfolges der Blauen. Eine neue Generation hat die Führung der wichtigsten Landespartei von Heinz-Christian Strache übernommen. Eine eingeschworene Gruppe, die nicht nur ideologisch, sondern auch eng freundschaftlich verbunden ist – auch durch ihr Elternhaus.

Sichtbarstes Zeichen ist der Aufstieg von Johann Gudenus. Der „junge Gudenus“, wie der 34-jährige Sohn von John Gudenus genannt wird, sitzt seit 2005 im Gemeinderat und ist nun Straches Statthalter in Wien. Beim blauen Wahlkampfauftakt in der Lugner City kündigte die Moderatorin das Duo mit den vielsagenden Worten an: „Begrüßen Sie unsere beiden Spitzenkandidaten Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache.“

Johann Gudenus übernimmt die Führung der Wiener FPÖ. Und er hat ein Team um sich geschart, wie es in einer Partei selten zu sehen ist: „Das ist kein Führungsteam, das ist ein eingeschworener Kreis, der nicht nur durch politische Gemeinschaft, sondern auch durch enge persönliche Freundschaft zusammengeschweißt wird“, heißt es in der Partei. Was diese Freundschaft so zusammenhält? „Das Elternhaus“, ist eine Antwort. Viele der jungen Garde sind die Söhne und Töchter von altgedienten FP-Politiker, kennen sich seit Kindheitstagen und sind einen langen Weg gemeinsam gegangen.

Zu dieser Gruppe gehört Armin Blind, Sohn von Gemeinderat Kurth-Bodo Blind. Er kandidierte in Penzing und ist ein Vertreter der jungen, aufstrebenden Garde. Ihm wird in der Partei ebenso eine große politische Karriere vorhergesagt wie dem „jungen Kowarik“, also Dietbert Kowarik. Seit 2004 ist er Bezirksparteiobmann der FPÖ in Rudolfsheim-Fünfhaus, dem Bezirk mit dem höchsten Ausländeranteil in Wien. Einem Bezirk, in dem FPÖ-Funktionäre in der Vergangenheit behauptet hatten: „Rudolfsheim-Fünfhaus wird der Bezirk mit dem ersten FPÖ-Bezirkschef.“ Kowarik ist zudem Mitglied des Landesvorstandes der FPÖ Wien und Mitglied der schlagenden Burschenschaft Olympia; so wie Straches Heimatpartei von Burschenschaftern dominiert wird. Laut „Profil“ zählt Straches Liste rund 50Burschenschafter, die meisten von schlagenden deutschnationalen Verbindungen.

„FPÖ-Wahlkämpfer Schakfeh“

Insgesamt scheint sich die neue FPÖ in eine Erbdynastie zu verwandeln. In Meidling zieht Alexander Pawkowicz, der Sohn des verstorbenen Ex-FP-Wien-Obmanns Rainer Pawkowicz, die Fäden. Ebenfalls in Meidling aktiv ist Philippa Madejski. Wem der Namen bekannt vorkommt: Sie ist die Tochter von Gemeinderat Herbert Madejski, der diesmal nicht mehr den Sprung ins Stadtparlament geschafft hat, weil er bei der Listenerstellung zu weit hinten gereiht war, also auch den Jüngeren der Partei weichen musste.

Was sich nicht geändert hat, ist der Erfolg der Blauen bei der Wien-Wahl: Die Anti-Ausländer-Linie wurde durch eine Anti-Islam-Linie ersetzt. Die Aufregung um den deutschen Bundesbankvorsitzenden Thilo Sarrazin mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ und der Diskussion über mangelnde Integrationswilligkeit von Ausländern hat der FPÖ massiven Rückenwind beschert, wie ein hochrangiger Funktionär der „Presse“ erklärt: „Sarrazin war für uns ein Gottesgeschenk.“ Das zweite „Gottesgeschenk“ war die Forderung von Anas Schakfeh (Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft) nach einer Moschee mit Minarett in jeder Landeshauptstadt. Dazu ein FP-Funktionär süffisant: „Wir bedanken uns bei unserem Wahlkämpfer Schakfeh für die Hilfe.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2010)

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