FPÖ: Jubel, Küsse, Freudentänze im blauen Feierzelt

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FPoe Jubel Kuesse Freudentaenze(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Heinz-Christian Strache und die Freiheitlichen sind die klaren Sieger bei der Gemeinderatswahl.

Schon als Heinz-Christian Strache am Sonntagvormittag bei seiner Stimmabgabe in Wien-Landstraße erstmals vor die Kameras tritt, sieht der FP-Chef überall gute Omen: „Sogar der Himmel strahlt so blau.“ Als Strache dann sieben Stunden später in einem Festzelt auf dem Rathausplatz zu den Klängen von „Wiener Blut“, von „O Fortuna“ und eingespielten Pummerin-Klängen vor mehr als 1000 fanatische Freiheitliche tritt, ist keine Rede mehr von klarem Wetter: Als „blauen Blitz“ kündigt ihn der Moderator an, als „blaues Donnerwetter“, das eingeschlagen habe.

27,1 Prozent der Stimmen haben die Wiener Freiheitlichen unter Strache erreicht, nahe ihrem historisch besten Ergebnis 1996 – damals hatte Rainer Pawkowitz unter Jörg Haiders Ägide 27,9 Prozent erzielt. Strache hat damit seine beiden dringlichsten Wahlziele erreicht: die absolute Mehrheit der SPÖ zu brechen und die FPÖ über 20 Prozent zu bringen.

Häme für Häupl


Dass sie die einzigen Sieger des Tages sein werden, ist den freiheitlichen Sympathisanten, die sich ab 17 Uhr bei Bierzelt-Atmosphäre in dem Zelt auf dem Rathausplatz sammeln, schon klar, bevor noch die erste Hochrechnung über die mannshohe Videowall flackert. Dass ihr Erfolg aber so klar ausfallen würde, damit haben dann doch die wenigsten von ihnen gerechnet.

Als der ORF die ersten belastbaren Zahlen ausstrahlt, geht schon beim Ergebnis der SPÖ ein kräftiges Jubeln durch die Menge – das sich über die Ergebnisse von ÖVP und Grünen in einem Crescendo zu einem Donnern aufbaut, das sich schließlich in rhythmischen „H.-C.!  H.-C.!“-Sprechchören entlädt, als das Ergebnis der Freiheitlichen erscheint.

Als dann der geschlagene Bürgermeister Michael Häupl auf dem Bildschirm erscheint und die Niederlage eingesteht, gehen die Emotionen im FP-Zelt noch einmal hoch: Ein dicklicher Mann mittleren Alters in H.-C.-Shirt und Schirmkappe springt auf und brüllt voll Genugtuung „So sicher ist er sich gewesen, der Häupl, so sicher! Ha!“ Jede weitere Bemerkung der anderen Parteichefs quittieren die FP-Anhänger mit hämischem Gelächter, jede Äußerung Straches mit triumphierendem Gejohle.

Sein höchstes Ziel, das Strache im Wahlkampf immer wieder gepredigt hat, hat er freilich – erwartbarerweise – verfehlt: Der 41-Jährige wird trotz seines Erfolges nicht Wiener Bürgermeister, nicht einmal Vizebürgermeister, werden. Denn schon in ihren ersten Stellungnahmen schließen die Chefs der anderen Parteien eine Zusammenarbeit mit der FPÖ dezidiert aus. Häupl kündigt an, mit allen Parteien sprechen zu wollen – „aber eine Koalition mit der FPÖ, tut mir leid, das kann ich nicht.“ Eine Aussage, die man im Festzelt der Freiheitlichen mit lauten Buhrufen quittiert.

Als Strache gegen acht Uhr abends vor seine Anhänger tritt, die sich inzwischen nicht nur an ihrem Triumph, sondern auch an dem reichlich ausgeschenkten Freibier berauscht haben, hat er sich längst wieder in seine altbekannte Rolle als ausgegrenztes Opfer eingestellt: „Häupl hat nichts verstanden – die Wähler wollen Blau-Rot!“, tönt Strache mit nach Wochen des lautstarken Wahlkampfes heiserer Stimme. „Wenn die anderen Parteien ihre Ausgrenzung fortsetzen, werden eben wir in fünf Jahren erleben, dass ich Bürgermeister von Wien werde!“

„Augenhöhe mit SPÖ und ÖVP“


Er sei bereit, Verantwortung für die Stadt zu übernehmen, sagt Strache unter tosendem Applaus seiner Anhänger. Er spricht von dem „blauen Wunder“, das ihm die Wähler beschert hätten, und davon, dass man die FPÖ, die er seit der Abspaltung des BZÖ 2005 in mühsamer Arbeit wieder aufgebaut habe, jetzt wieder ernst nehmen müsse: „Bei der nächsten Nationalratswahl streiten wir uns mit der SPÖ und der ÖVP um Platz eins und zwei!“ Im Publikum haben inzwischen rot-weiß-rote Fähnchen die Runde gemacht, die Straches Fans jetzt fanatisch schwenken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2010)

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