Evaluierung

Auch Vorarlberg streitet über Straßenprojekt

Die Evaluierung der Vorarlberger S18 durch das Umweltministerium sorgt weiter für Aufregung.

Die Evaluierung einer Tunnelverbindung zwischen den Autobahnen in der Schweiz und Österreich bei Hohenems-Diepoldsau hat am Dienstag in Vorarlberg weiter für heftige Reaktionen gesorgt. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) betonte, dass diese "lokale Lösung" niemals eine Alternative zur geplanten Schnellstraße S18 sein könne. Wie Wallner sprachen auch die Bürgermeister von Hohenems und Altach von einem Ablenkungsmanöver. Zuspruch kam von der Naturschutzanwaltschaft.

Der Nationalrat hatte am Montag mit Stimmen der Koalition einen Grünen Antrag unterstützt, der von Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) eine Prüfung zur S18-Schnellstraße fordert. Als Alternative soll eine Tunnelverbindung zwischen der Schweizer N13 und der Vorarlberger A14 Rheintalautobahn bei Hohenems-Diepoldsau erörtert werden. "Der Antrag wurde der ÖVP von den Grünen regelrecht abgenötigt in Zusammenhang mit dem Misstrauensantrag gegen Finanzminister Gernot Blümel in derselben Sitzung", sagte der Vorarlberger Abgeordnete Karlheinz Kopf gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten", dessen Unmut sich gegen den Koalitionspartner richtete. Der Misstrauensantrag der Opposition scheiterte auch mangels Unterstützung der Grünen.

Wallner: Nichts ersetzt S18

Wer so tue, als ob der Tunnel die S18 ersetzen könne, "agiert aus meiner Sicht unehrlich", zeigte sich Wallner verärgert. Vorarlberg habe in einem konsensorientierten Planungsverfahren jahrelang alle Varianten x-fach geprüft, in weiterer Folge habe die Asfinag die Trassenentscheidung getroffen. "Der Tunnel bei Diepoldsau und die S18 haben miteinander nichts zu tun, das wird vermischt, das werde ich nicht akzeptieren", so der Landeshauptmann. Verkehrslandesrat Marco Tittler (ÖVP) stellte die zentralen Anliegen an die S18 fest: "Wir wollen die beiden Autobahnen miteinander verbinden, und wir müssen den Schwerverkehr aus den Ortskernen herausbringen." Der Tunnel bei Diepoldsau sei nie als höherrangige Verbindung für den Transitverkehr gedacht gewesen. "Die S18 ist und bleibt die einzige Möglichkeit zur Verkehrsentlastung des gesamten unteren Rheintals", betonte Hans Peter Metzler, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg.

Die Bürgermeister von Hohenems und Altach, Dieter Egger (FPÖ) und Markus Giesinger (ÖVP), verwahrten sich ebenfalls gegen eine Vermischung der beiden Projekte. "Jene Fraktionen auf österreichischer Seite, welche jetzt die Tunnelverbindung im Raum Diepoldsau/Hohenems/Altach als Alternative zur S18 forcieren, wollen diese in Wahrheit nicht", sagte Egger. "Hier wird mit einem parteipolitisch motivierten Ablenkungsmanöver versucht, die S18 zu kippen", so Giesinger. Einer "grünen Verzögerungstaktik" erteilten auch die Vorarlberger NEOS eine "klare Absage". Es brauche eine faktenbasierte Entscheidung zur S18.

Naturschutzanwältin Katharina Lins begrüßte hingegen die Forderung des Nationalrats, dass die Evaluierung der S18 auch mögliche Querungen im Raum Diepoldsau einschließen soll. Die Aufregung darüber konnte sie nicht nachvollziehen. "Wir - Vertreter von Naturschutzorganisationen - haben schon im Planungsverfahren 'Mobil im Rheintal' eine pragmatische Variante vorgeschlagen, die mit einer Querung im Raum Mäder/Altach und einem Anschluss beim Bruggerloch in Höchst mit geringen Eingriffen ganz gute Entlastungen erreichen könnte", sagte Lins.

(APA)

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