Zur Beurteilung der Lage ist die Zahl der positiven Tests kein taugliches Mittel mehr. Die Herausforderung besteht nun in ihrer Neuinterpretation, um Rückschlüsse auf die Intensivkapazitäten zu ziehen.
431 Neuinfektionen wurden am Mittwoch innerhalb der vergangenen 24 Stunden gemeldet. Damit stieg die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche, auf 26,8. Ob sich unter den positiv Getesteten Genesene oder Geimpfte befinden, geht daraus nicht hervor. Ebenso wenig wie das Alter der Betroffenen. Faktoren, die im Hinblick auf schwere Verläufe essenziell sind.
Dennoch wird für die Einschätzung der Lage immer noch diese Zahl herangezogen, die irgendwann im Frühjahr 2020 in Deutschland entstand und sich als Schwellenwert verselbstständigte – liegt sie unter 50, ist alles im grünen Bereich, und die Grundregeln wie Händehygiene, Abstandhalten sowie Masketragen genügen. Übersteigt sie diese Marke, sind zusätzliche Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung notwendig, um Engpässe auf Intensivstationen zu verhindern. Die „50er-Inzidenz“ war von Anfang an voller Unschärfen, mittlerweile ist sie beinahe komplett wertlos.