Hilfsgelder

Unwetter: Wer soll die Schäden bezahlen?

Am Wochenende sind wieder kräftige Gewitter möglich. Aber bis dahin ist auch der Boden um diese Kapruner Kühe hoffentlich wieder etwas trockener als am Montag.
Am Wochenende sind wieder kräftige Gewitter möglich. Aber bis dahin ist auch der Boden um diese Kapruner Kühe hoffentlich wieder etwas trockener als am Montag. APA/EXPA/JFK
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Nach den Sturzfluten und Überschwemmungen werden Versprechen laut, rasch finanziell zu helfen. Aber die Schäden könnten in Summe bis zu 100 Millionen Euro betragen, schätzt man bei Versicherern.

Nach den Unwettern der vergangenen Tage geht in den betroffenen Gebieten das Aufräumen weiter. Noch immer müssen Keller ausgepumpt, einsturzgefährdete Gebäude gesichert, Inventar ausgeräumt, Straßen von Schlamm und Geröll, Gewässer von Verklausungen befreit werden.

Und während die Pegelstände noch sinken, sind teilweise bereits Schadenskommissionen unterwegs, begutachten Schäden und stellen Ansuchen an den Katastrophenfonds. Schließlich haben sowohl die betroffenen Bundesländer als auch der Bund rasche und unbürokratische Hilfe zugesagt. Der Katastrophenfonds, aus dem diese kommt, sei mit 450 Millionen Euro gefüllt, sagte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag bei einem Besuch in Salzburg.

In Härtefällen sollen außerdem Sonderlösungen und Sonderförderungen gefunden werden. Der Katastrophenfonds des Bundes ersetzt den Ländern 60 Prozent jener Hilfsgelder, die das Land ausbezahlt. „Dieser Anteil soll nun vom Bund vorgezogen werden, damit zügig geholfen werden kann“, so Salzburgs Landeshauptmann, Wilfried Haslauer (ÖVP).

Für Schäden im privaten Bereich dürfte es sich dabei in Salzburg um einen Betrag von zwei bis drei Millionen Euro handeln. Haslauer bezifferte die Schäden Privater, vor allem in Hallein und im Oberpinzgau, mit rund sieben Millionen Euro. Noch sei man aber dabei, sich einen Überblick zu verschaffen. Der Katastrophenfonds des Landes rechne nach dem Hochwasser vom Wochenende mit 2500 Hilfsanträgen. Betroffene Privatpersonen könnten ihre Anträge direkt bei der Gemeinde stellen.

Wichtig ist, dass alle Schäden dokumentiert und fotografiert sind.
Dazu sind in den betroffenen Gebieten derzeit auch Berater und Sachverständige der Versicherungen unterwegs. Wie groß der Schaden in Summe ist, lässt sich nicht beziffern. Bei der Wiener Städtischen geht man von etwa zehn Millionen Euro aus. In Summe beziffert allein diese Versicherung die Schäden durch Naturkatastrophen in diesem Jahr in Österreich mit 65 Mio. Euro. Die Gesamtschäden betragen ein Vielfaches davon – und die extremen Wetterereignisse, die sie verursachen, werden mehr.

Steigende Summen

Allein die Schäden, die nach den Unwettern des vergangenen Wochenendes Versicherungen gemeldet werden, könnten österreichweit 80 bis 100 Millionen Euro betragen, schätzt man in der Branche. Wie viel Einzelnen nach derartigen Unwettern ersetzt wird, hängt von deren jeweiligem Vertrag ab. Für Schäden, die nicht durch Versicherungen gedeckt sind, kann um öffentliche Gelder angesucht werden.

Unklar ist auch, welche Schäden an Straßen, Wegen, auf landwirtschaftlichen Flächen oder an der Pinzgauer Lokalbahn entstanden sind. Klar sei, es werde „eine Menge Geld“ kosten, so Haslauer.

Zugleich will Salzburg mehr für Prävention ausgeben: Mehrere Projekte seien bereits beschlossen. Darüber hinaus wurde am Dienstag beschlossen, Wildbach-Schutzverbauungen um 33,5 Millionen Euro vorzuziehen, der Bund finanziert das zu 60 Prozent. Seit 2005 habe das Land jährlich etwa 40 bis 50 Millionen Euro in Wildbach- und Lawinenverbauung sowie Hochwasserschutzbau gesteckt, das habe nun Schäden vermieden.

Die Wirtschaftskammer und die Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS) wollen durch Unwetter in Not geratene Mitgliedsunternehmen mit einer Hilfsaktion unterstützen: Die Unterstützung solle für einen Betrieb pro Schadensfall mindestens zehn Prozent des Schadens betragen. Gedeckelt seien die Zahlungen mit 10.000 bzw. 15.000 Euro, je nach Land. Die Mittel werden zu 50 Prozent von der Landeskammer, zu 30 Prozent von der SVS und zu 20 Prozent von der WKÖ aufgebracht.

Die nächsten Gewitter kommen

Und es könnten nicht die letzten Schäden sein, die diesen Sommer von extremen Wetterereignissen verursacht werden: Der nächste Regen hat sich für das Wochenende, vor allem Sonntag, schon angekündigt bzw. die nächsten Unwetter: Wie stark der Regen ausfallen wird, lasse sich zwar noch nicht im Detail vorhersagen, sagt ZAMG-Meteorologe Clemens Biermair.

So dramatisch wie zuletzt werde es aber wohl nicht. Allerdings, es wird wohl dieselbe Region treffen wie zuvor: Salzburg, Salzkammergut, die gesamte Alpennordseite. Lokale Zellen könnten durchaus stark sein, und es könnte es wieder zu Schäden kommen, vor allem wenn der Regen auf belastete Infrastruktur trifft. Aber so bedrohlich wie zuletzt sei das Szenario aktuell nicht, so der Meteorologe – und immerhin hatten die Pegelstände einige Tage Zeit, um zu sinken, auch Böden konnten etwas trocknen.

(Die Presse/cim)

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