Durchimpfung

Infektiologe Kollaritsch: "Die Frage ist, wie stark wir die nächste Welle dämpfen"

In Österreich gibt es mittlerweile mehr Impfstoff als Impfwillige.
In Österreich gibt es mittlerweile mehr Impfstoff als Impfwillige. APA/EXPA/JFK
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Infektiologe Kollaritsch ist vorsichtig, was eine Impfpflicht für neue Pädagogen angeht und setzt auf Überzeugungsarbeit. ÖGK-Direktor Wurzer hätte „gerne, dass alle Lehrer meiner Kinder geimpft sind“.

Wie erreicht man Impfskeptiker - und die empfohlenen 85 Prozent Durchimpfungsrate, um eine vierte Corona-Welle durch die Delta-Variante zu verhindern? Herwig Kollaritsch vom Nationalen Impfgremium appelliert vor dem Hintergrund der schwindenden Impfbereitschaft in Österreich für Aufklärungsarbeit. „Impfskeptiker sind ja keine prinzipiellen Impfgegner, aber sie sind vorsichtig“, sagte er am Mittwoch im Ö1-"Morgenjournal". Durch Überzeugungsarbeit könne man Entsprechendes leisten: „Über sie 'drüberzufahren', wie man so schön sagt, ist schlecht. Wenn man gut argumentiert, ihnen versucht, die Sachlage zu erklären, kann man sie gewinnen."

Entscheidend sei dafür auch ein niederschwelliges Angebot. „Verwundert" zeigte er sich über die „Kreativität der Bundesländer“. So wird etwa in Wien an der Donauinsel in Impfbooten oder am Filmfestival am Wiener Rathausplatz geimpft, ab August soll das sogar im Wiener Stephansdom möglich sein.

Den Effekt, den kostenpflichtige Tests erzielen würden - indem sie etwa den Druck auf Impfunwillige aufbauen - würde er „nicht überschätzen“. Zwar sei es ein Anreiz, wenn das Testen plötzlich koste, so der Infektiologe. Aber eher würde das Argument greifen, „dass man die lästigen Tests los wird durch die Impfung“.

Impfpflicht für Lehrer?

Eine Impfpflicht für neue Pädagogen, wie sie derzeit diskutiert wird, müsse man „differenziert betrachten“. Denn hier könne man auch nach der 3-G-Regel verfahren. „Wenn Lehrer, aus welchen Gründen auch immer, sich nicht impfen lassen wollen, haben sie die Möglichkeit, sich auf die gleiche Stufe mit den Geimpften zu stellen“ - und wenn sie sich lieber dreimal in der Woche testen lassen, so sei das ihre persönliche Entscheidung.

Anders in einem „Setting, wo mir Menschen anvertraut sind, die selbst krank sind, wo zusätzliche Coronainfektionen noch schwerere Erkrankungen oder gar ihren Tod bedeuten würden, dann habe ich schon als Betreuungspersonal die moralische Verpflichtung, mich zu impfen, damit ich das Risiko, die Infektion weiterzugeben, minimiere“, betonte Kollaritsch.

Bernhard Wurzer, Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), hatte am Abend zuvor in der ORF-Sendung „ZiB 2“ die Entscheidung seiner Institution verteidigt, dass neues Gesundheitspersonal geimpft sein muss. Bei einer Impfpflicht für andere Berufsgruppen müsse man allerdings vorsichtig sein, meinte auch er, angesprochen auf jene unter Lehrern. Es sei dies ein hochemotionales Thema, das für große Aufregung sorge - zu grßer Druck könnte sogareinen gegenteiligen Effekt erzielen. Wichtig sei auch ihm, den Menschen klarzumachen, dass die Impfung einen wirklichen Schutz vor der Krankheit biete: "Das einzige Rezept ist Impfen, Impfen, Impfen“, betonte Wurzer. Und meinte „ganz ehrlich": „Im September beginnen meine Kinder wieder mit der Schule, und ich möchte auch gern, dass all ihre Lehrerinnen und Lehrer geimpft sind."

(Red.)

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