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Dieser starke Durst nach Abenteuer

In Bewegung bleiben, das Leben spüren. Hoch oben.
In Bewegung bleiben, das Leben spüren. Hoch oben.Schechtner
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Mehr denn je drängt es mich in die Berge. Stress und Ängste haben dort oben nichts verloren.

Ein Jahr wie das vergangene versetzt Berge. Oder es setzt auf Berge. Mich zumindest. Ich bin heuer nicht aufzuhalten. Es treibt mich in die Höhe. Es ist ein Durst nach Abenteuer, tief im Innersten zu spüren und durch nichts zu stillen. Nie war er größer. Vielleicht, weil ich – wie die meisten anderen – im vergangenen Jahr auf vieles verzichtet habe. Reisen war kaum möglich, aber auch von größeren Aktivitäten hierzulande sollte oder musste man absehen.

Der Satz ist noch genau im Kopf: „Stell dir vor, dir passiert etwas und du landest im Krankenhaus. Dann besetzt du den Platz für einen Coronapatienten“, hieß es aus meiner Familie, von einer Ärztin. Daran hielt ich mich. Wenn ich aber etwas in letzter Zeit gelernt habe, dann auch, (mir) Wichtiges nicht zu lang aufzuschieben. In Bewegung zu bleiben. Das Jahr, so gut es geht, mit Leben vollzupacken.

Das heißt nun: endlich wieder hinaus. Und hinauf. Ein gestecktes Ziel, eine Herausforderung, ein Gipfel, den es zu erklimmen gilt. Und dann dieses Gefühl, es geschafft zu haben. Hoch oben zu sitzen, herunterschauen, Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Und die Ruhe zu genießen. Mit zitternden Beinen und klopfendem Herzen. Inmitten der Natur, umkreist von gewaltigen Bergriesen und zerklüfteten Felsen.

Ich fühle mich dann immer so klein. Aber auch so lebendig. Keine Gedanken an die Krankheit, keine Gespräche über Infektionszahlen, über neue Varianten, über Maßnahmen und Verordnungen. Ich bin weit weg von allem, was mir Sorgen bereitet. Die Hektik, der Stress, sie haben hier oben nichts verloren. Sich selbst wieder spüren. Für den einen Moment.

Jetzt aber sitze ich an meinem Computer und schreibe diese Zeilen nieder. Es kitzelt mich nicht nur in den Fingern. In Gedanken bin ich schon wieder in den Bergen. Die Gedanken alleine aber – Sie ahnen es – stillen meinen Durst in keiner Weise.

E-Mails an: barbara.schechtner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2021)

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