Studium

Medizin-Aufnahmetest: 12.800 Teilnehmer kämpfen um 1740 Plätze

"Eigentlich kann ich, ohne geimpft zu sein, gar nicht erst Medizin studieren", erhielten die Teilnehmer vorab einen Impf-Appell.
"Eigentlich kann ich, ohne geimpft zu sein, gar nicht erst Medizin studieren", erhielten die Teilnehmer vorab einen Impf-Appell.APA/MED UNI GRAZ
  • Drucken

72 Prozent der 17.800 Angemeldeten sind zum rund achtstündigen Test erschienen. Wie jedes Jahr werden auch heuer Rufe nach mehr Studienplätzen laut.

12.777 Personen haben am Mittwoch am Aufnahmetest für das Medizinstudium an den Medizinuniversitäten Wien, Graz und Innsbruck sowie der Uni Linz teilgenommen. Damit sind 72 Prozent der 17.800 Angemeldeten auch tatsächlich zum rund achtstündigen Test erschienen. Insgesamt stehen 1740 Studienplätze zur Verfügung - im Schnitt erhält damit in etwa jeder siebente Testkandidat einen Platz. Wie jedes Jahr wird auch heuer wieder eine Erhöhung der Anfängerplätze gefordert.

Am Test teilnehmen durften an allen Unis nur geimpfte, genesene oder getestete Personen. Außerdem musste eine FFP2-Maske getragen werden, die lediglich am Sitzplatz abgenommen werden durfte. Darüber hinaus galten Mindestabstände, die Sitzplätze waren für den Fall eines nötigen Contact Tracing personalisiert.

Am größten dimensioniert war der Test traditionell an der Medizin-Uni Wien, die neben der Messe Wien auch im Messezentrum Salzburg (für Humanmedizin-Bewerber aus Westösterreich, Südtirol und Deutschland) prüfte. Hier erschienen 6278 Personen zum Test, das entsprach genau dem Gesamtschnitt von 72 Prozent. In Innsbruck nahmen 2748 Studienwerber den Test in Angriff (70 Prozent der Angemeldeten), in Graz 2242 (76 Prozent) und an der Uni Linz, die in der Messe Wels prüfte, 1509 (68 Prozent).

Allein in Wien waren für die Abwicklung des "Rolling-Stones-Konzerts" der Uni neben 100 Mitarbeitern zur Aufsicht und Testleitung auch 500 Studenten im Einsatz, die ihre künftigen Kommilitonen einwiesen bzw. kontrollierten, so die Vizerektorin für Lehre, Anita Rieder, bei einer Pressekonferenz.

Forderung nach „drastischer Erhöhung“ der Studienplätze

Wie jedes Jahr wurden rund um den Aufnahmetest auch heuer wieder Rufe nach mehr Studienplätzen laut: SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher forderte in einer Aussendung als Maßnahme gegen den Ärztemangel eine "drastische Erhöhung". Die zusätzlichen Plätze sollen dabei an Personen gehen, die sich verpflichten, nach Abschluss der Ausbildung für eine bestimmte Zeit im öffentlichen Gesundheitsbereich oder als Arzt mit Kassenvertrag tätig zu sein. Zusätzlich brauche es Anreize, nach dem Studium auch im Land zu bleiben bzw. Allgemeinmediziner zu werden - etwa durch Stipendien, durch Vorreihung bei der Zuteilung von Ausbildungsplätzen oder Landesförderungen und Praxisgründungsunterstützungen. Auch die FPÖ verlangt eine Aufstockung der Plätze sowie ein Österreicher-Kontingent von 90 Prozent.

Gar keine Platzbeschränkungen wollen die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) und die Gewerkschaftsjugend: "Es kann nicht sein, dass motivierte und begabte junge Menschen von ihrer bevorzugten Studienwahl abgehalten werden, weil die Regierung die Hochschulen nicht ausreichend finanziert", hieß es in einer Aussendung der ÖH. Auch die Länder würden seit Jahren mehr Studienplätze fordern.

„Politische Entscheidung"

Rieder meinte, dass es in nächster Zeit sicher zu einer Erhöhung der Studienplätze kommen werde - allerdings sei dies eine politische Entscheidung und das Ausmaß noch nicht klar. In Wien gebe es etwa Limits durch den gerade in Bau befindlichen neuen Campus. Bereits seit Jahren fix ist, dass die Zahl der Anfängerplätze ab 2022/23 jedenfalls um 60 auf 1800 steigen wird, und zwar durch die Erreichung des Vollausbaus der Medizin-Fakultät Linz.

Auf ein mögliches "Versorgungsproblem" machte Peter Loidl, Vizerektor für Lehre an der Medizinuni Innsbruck, bei einer Pressekonferenz aufmerksam. Seit 2019 gilt die Quotenregelung, wonach 75 Prozent der Anfängerplätze an Personen mit österreichischem Maturazeugnis gehen, nur mehr für die Humanmedizin - nicht aber für die Zahnmedizin. 2020 seien in Innsbruck lediglich acht von 40 angehenden Zahnmedizinern aus Österreich gekommen. Die vorwiegend deutschen Zahnmedizinstudenten würden nach Abschuss der Ausbildung aber wieder in ihre Heimat zurückgehen. Schon jetzt gebe es in Tirol aber über 40 offene Kassenstellen für Zahnärzte.

Ohne Impfung kein Studium?

Loidl richtete auch einen dringenden Impf-Appell an die Medizinstudierenden in spe. "Eigentlich kann ich, ohne geimpft zu sein, gar nicht erst Medizin studieren", fand der Vizerektor. Er erwarte für den Herbst eine 95-prozentige Durchimpfungsrate unter den Studierenden, dann sei "auch aus epidemiologischer Sicht nichts gegen Präsenzlehre einzuwenden". In Graz und Linz haben die Bewerber nach dem Test die Möglichkeit, sich vor Ort impfen zu lassen.

Abgeprüft wird beim Test das schulische Vorwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, Lesekompetenz und Textverständnis sowie kognitive Fertigkeiten (Zahlenfolge, Gedächtnis und Merkfähigkeit, Figuren zusammensetzen, Wortflüssigkeit, Implikationen erkennen). Im Testteil "Sozial-emotionale Kompetenzen" geht es ums "Emotionen Erkennen" und "Soziales Entscheiden": Dabei müssen die Bewerber anhand der Beschreibung einer Situation feststellen, wie sich ihr Gegenüber fühlt, bzw. anstehende Entscheidungen hinsichtlich ihrer Bedeutung reihen. Angehende Zahnmediziner müssen statt Textverständnis und dem Erkennen von Implikationen manuelle Fertigkeiten nachweisen. Die Ergebnisse der Tests sollen Mitte August vorliegen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild: Der Aufnahmetest für das Medizinstudium wird heuer anders ablaufen.
Universität

Medizin-Aufnahmetest: 3G-Regel für 18.000 Angemeldete

In Wien hoffen 8713 Bewerber auf einen der 740 Studienplätze in Human- oder Zahnmedizin, an der Medizinuni Innsbruck sind es 3951 Anmeldungen für 400 Plätze.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.