Stadtbild

Liverpool verliert den Titel Weltkulturerbe

Der Hafen soll noch weiter verbaut werden.
Der Hafen soll noch weiter verbaut werden.(c) imago/ecomedia/robert fishman (C3455 Robert B. Fishman)
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Die Unesco reagiert auf die Zerstörung des Hafenviertels durch gesichtslose Hochhäuser.

Als „Maritime Mercantile City“ hat die Unesco die englische Stadt Liverpool im Jahr 2004 in ihre Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Sie belohnte damit auch die respektvollen Umbauten des historischen Hafenviertels, vor allem des Royal Albert Dock, das heute Pubs, Hotels, die Tate Liverpool und ein Beatles-Museen beherbergt. Diese Revitalisierung hat dazu beigetragen, dass Liverpool nach einer Periode des durch industriellen Niedergang bedingten Verfalls in den Neunzigerjahren wieder zu blühen begann, dazu kam der Beatles-Tourismus. Doch die Stadt spielt ihren Gästen nicht nur „Penny Lane“ und „Strawberry Fields Forever“ vor, sondern auch „Ferry Cross The Mersey“ von Gerry & The Pacemakers, bei jeder Hafenrundfahrt.

Das Ensemble, das man bei einer solchen sieht, ändert sich derzeit massiv, etwa durch das 35-stöckige Gebäude The Lexington am Princess Dock. Weitere gesichtslose Hochhäuser sind geplant, unter Führung des Investors Peel Group sollen unter dem Namen „Liverpool Waters“ insgesamt 60 Hektar Hafengebiet verbaut werden. Auf dem historischem Bramley Moore Dock soll ein riesiges Stadion des Fußballclubs Everston FC entstehen.

Diese Projekte gefährden „Authentizität und Integrität des Stadtbilds“, urteilte die Unesco. Doch Bürgermeister Joe Anderson (Labour Party) blieb dabei. Nun hat die Unesco bei ihrer Sitzung im chinesischen Fuzhou den Beschluss gefasst, Liverpool den Kulturwelterbe-Titel zu entziehen. Das ist bisher erst zwei Regionen passiert: 2009 dem Dresdner Elbtal wegen der Errichtung der Waldschlösschenbrücke, 2007 Oman wegen der Verkleinerung eines Wildschutzgebiets. (APA/tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2021)

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