Der 62-jährige Hauptschuldirektor Leo Plasch dürfte neuer Bezirkschef werden – er will das Theresianum für alle Schichten öffnen.
Es ist eine kleine Revolution, die am Sonntag im vierten Wiener Gemeindebezirk stattfand: Jener Bezirk, der seit 1946 ununterbrochen von der ÖVP regiert wurde, ist nun rot. Abgezeichnet hatte sich das bereits 2005, als die ÖVP mit nur 123 Stimmen Vorsprung auf die SPÖ und 285 Stimmen auf die Grünen knapp die Mehrheit retten konnte. Doch diesmal ist es geschehen. Die Sozialdemokraten konnten ihr Ergebnis von 2005 halten, während ÖVP und Grüne Verluste einfuhren. Und bringen die Wahlkarten nicht noch eine grobe Änderung, wird der nächste Wiedner Bezirksvorsteher Leo Plasch heißen. Der 62-jährige Hauptschuldirektor, der seit 40 Jahren SPÖ-Mitglied ist, war als roter Spitzenkandidat ins Rennen um den Bezirk gegangen – als eher Unbekannter. Der vierfache Vater ersetzte den langjährigen Bezirksvize Karl Richter. Plaschs politischer Schwerpunkt liegt, wenig überraschend, auf der Bildungspolitik. „Das Theresianum ist nur für elitäre Gruppen geöffnet“, erzählt er im Gespräch mit der „Presse“. Daher möchte er die Schule teilweise öffnen, „ohne dass wir dabei jemandem wehtun müssen.“ Auch nicht der ÖVP, mit der die Zusammenarbeit im Bezirk in den letzten Jahren „sehr gut funktioniert“ habe. Und Noch-Bezirksvosteherin Susanne Reichard habe auch „gute Arbeit geleistet“, sagt er. Und doch, künftig will Plasch eine „rote Handschrift“ in den Bezirk bringen. Dazu gehört nach seinen Vorstellungen unter anderem auch, den kleinen Greißlern ein wenig unter die Arme zu greifen, damit sie nicht von großen Supermarktketten verdrängt werden.s-3;0 ekos
("Die Presse" Printausgabe vom 11. 10. 2010)