Andrea Schurian wundert sich in ihrer Kolumne über die Frage nach dem erwünschten Pronomen und sieht im Gendern eine „Illusion“. Eine Replik.
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In ihrer dieswöchigen Kolumne erzählt meine „Quergeschrieben“-Kollegin Andrea Schurian, dass die Freundinnen ihrer Tochter andere Menschen zu Beginn einer Konversation fragen, mit welchem Pronomen sie angesprochen werden. „Dass die Frage nach jemandes Wurzeln als rassistisch gilt, nicht aber die mehr oder minder unverblümte Frage nach der sexuellen Identität als maximal indiskret empfunden wird“, findet Schurian „einigermaßen irritierend“.
Auf den ersten Blick mag das tatsächlich ein irritierender Widerspruch sein, auf den zweiten ist schnell klar, dass der Vergleich hinkt: Nach dem Pronomen wird jede und jeder gefragt; nach den Wurzeln nur jene, die anders aussehen. Wird man als weiß gelesen, hat noch dazu einen österreichischen oder leicht zuordenbaren Namen, dann bohrt kaum jemand nach, woher man denn „wirklich“ kommt (und meint damit die genetische Abstammung), wo die Eltern geboren wurden und wie man eigentlich zur politischen Führung dieses Landes steht.