Auch das Handy von Frankreichs Präsidenten steht auf der Liste möglicher Angriffsziele. „Presse“-Informationen zu österreichischen Nummern wurden bestätigt.
Wer Emmanuel Macron sprechen wollte und wichtig genug war, konnte den französischen Präsidenten noch in den vergangenen Tagen unter einer Nummer erreichen, die der 43-Jährige seit rund vier Jahren benutzt.
Das könnte sich bald ändern. Denn Macrons Smartphone könnte kompromittiert worden sein. Die französische Zeitung „Le Monde“ berichtete, dass sich die Nummer des wichtigsten Mannes im Pariser Élysée-Palast auf einer Liste von 50.000 Zielen findet, die ausgewählt wurden, um mit der berüchtigten Spionage-Software Pegasus attackiert zu werden.
Ob der Angriff wirklich durchgeführt wurde, war am Mittwoch unklar. Ein französischer Regierungssprecher sagte, die Medienberichte seien als „Hypothese“ zu behandeln, das Smartphone des Präsidenten werde nun untersucht. Anhand der einem internationalen Recherchekollektiv zugespielten Liste lässt sich laut Angaben von Journalisten nicht belegen, ob ein Smartphone infiltriert wurde – oder ob ein solcher Angriff überhaupt probiert wurde.
Die laut dem Recherchekollektiv anvisierten Ziele lesen sich aber beeindruckend: Vierzehn ehemalige und noch amtierende französische Regierungsmitglieder sollen genauso darunter sein wie etwa der mexikanische Präsident, der indische Oppositionelle Rahul Gandhi, der frühere belgische Premier und heutige EU-Ratspräsident, Charles Michel, oder der pakistanische Premier, Imran Khan.
Ruf nach mehr Kontrolle
Die französische Justiz ermittelt nun. Gleichzeitig kam die Forderung nach Exportkontrollen für Cyberwaffen auf. Auch Frankreich hatte in der Vergangenheit ähnliche Überwachungssoftware an autoritäre Regime geliefert. Der israelische Hersteller von Pegasus, die NSO Group, betont, dass der Verkauf reglementiert ist, und bestreitet, dass die Liste des Recherchekollektivs authentisch ist.
Dass diesem keine zufällige Liste mit Handynummern von prominenten Journalisten, Politikern, Oppositionellen, Dissidenten und Aktivisten aus rund 50 Ländern der Welt zugespielt wurde, legt allerdings der Umstand nahe, dass die Software auf einigen der angeführten Handys gefunden wurde.
Unter den 37 bestätigten Fällen befindet sich der ungarische Investigativjournalist Szabolcs Panyi, der für Direkt36 arbeitet. Er sagte der „Presse“ in einem am Montag veröffentlichten Interview, dass er auch österreichische Nummern auf der Liste gesehen habe.
Diese Information wurde am Mittwoch von der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ bestätigt. Konkret soll das Smartphone des Österreichers Werner Baumgartner auf der Liste stehen.
Der Geschäftsmann lebt seit 24 Jahren in Dubai, die Vereinigten Arabischen Emirate sind für die staatliche Überwachung ihrer Bevölkerung bekannt. Ob Baumgartners Handy wirklich kompromittiert wurde, ist ebenfalls unklar.