Nord Stream 2

Der Pipeline-Krieg findet ein Ende

Im August soll die Nord Stream 2 fertiggestellt werden.
Im August soll die Nord Stream 2 fertiggestellt werden. U. Baumgarten via Getty Images
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Washington und Berlin legen den jahrelangen Streit um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 bei. Moskau darf die Leitung vollenden, die Ukraine kassiert weiter. Was verändert dieser Deal?

Wien. Ende August ist es so weit: Die umstrittenste Erdgasleitung Europas, Nord Stream 2, wird definitiv finalisiert, bestätigte Matthias Warnig, Chef der russisch-schweizerischen Betreibergesellschaft kürzlich. Die Top-Diplomatin Victoria Nuland aus dem US-Außenministerium sagte am Mittwoch bei einer Anhörung im Kongress in Washington. Trotz aller Attacken Amerikas schafft Moskau damit Fakten – und plötzlich scheint auch ein Frieden im diplomatischen Pipeline-Krieg zwischen EU und USA in Sicht. "Bin erleichtert, dass wir in Sachen Nord Stream 2 mit den USA eine konstruktive Lösung gefunden haben", schrieb etwa der deutsche Außenminister Heiko Maas am Mittwoch auf Twitter. Die kolportierte Einigung zwischen den beiden Verbündeten: Washington verzichtet auf Sanktionen, die russische Pipeline durch die Ostsee wird gebaut und darf in Betrieb genommen werden. Dafür greift Berlin der Ukraine stärker unter die Arme. Warum ist der Pakt jetzt doch möglich und was wird er verändern?

Das Problem

Die 1230 Kilometer lange Pipeline vom russischen Wyborg durch die Ostsee in den deutschen Ort Lubmin wurde von Befürwortern wie der deutschen Bundesregierung stets als rein wirtschaftliches Projekt angesehen. Washington hingegen befürchtete, der Kreml werde die Leitung der staatlichen Gazprom als Waffe einsetzen, um die Abhängigkeit osteuropäischer Länder vom Energielieferanten Nummer eins zu verstärken. Vor allem die Ukraine fürchtet um ihre Rolle als Transitland für russisches Gas. Kiew droht nicht nur Milliarden Euro an Transitgebühren zu verlieren, sondern auch einen der letzten Trümpfe im Machtpoker mit Wladimir Putin. Zudem stehen die USA mit ihren Plänen, mehr Flüssiggas in die EU zu liefern, in direkter Konkurrenz zu Russland. Alle Versuche Washingtons, das Projekt (und mitwirkende Firmen wie die OMV) durch Sanktionen zu stoppen, sind jedoch gescheitert. Die gut neun Milliarden Euro teure Gasröhre wird Realität.

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