Der elektrische Q4 bietet innen viel Platz für einen Ausflug auch mit großen Kindern.
Fahrbericht

Variationen vom E-Baukasten

Schon wieder neue Elektroautos aus dem Volkswagenkonzern. Die Audi-Variation vom modularen E-Baukasten überzeugt mehr als der sportliche ID.4 GTX.

Wien. Man kann kaum Schritt halten mit den Elektroautos, die der Volkswagenkonzern derzeit auf den Markt bringt.

Vergangenes Jahr begann die Modelloffensive mit dem ID.3, es folgte heuer der ID.4, in China gibt es bereits einen ID.6 mit sieben Sitzplätzen. Dank des modularen E-Antrieb-Baukastens, kurz MEB, lassen sich alle möglichen Variationen für die verschiedenen Konzernmarken produzieren. Škoda stellte beispielsweise den Enyaq vor, den nicht wenige – zweifellos zum Ärger in Wolfsburg – für geglückter halten als die Originalversion ID.4. Das breite Angebot zeigt jedenfalls Wirkung: Im ersten Halbjahr setzte der Konzern mit 170.939 Stück fast drei Mal so viele E-Autos ab wie im ersten Halbjahr 2020 (64.462).

Jetzt reicht der Konzern schon wieder zwei Variationen des MEB nach. Einmal den ID.4 GTX – ein neues Kürzel als elektrisches Pendant zum sportlichen GTI-Verbrenner – und den Audi Q4 e-tron. Wir konnten beide miteinander vergleichen, weil die Neuvorstellung des GTX mit dem Fahrtest des Q4 zusammenfiel.

Das Innenleben des Q4.
Das Innenleben des Q4.Die Presse/Clemens Fabry

Auch wir müssen die Wolfsburger nach einem ersten, kurzen Kennenlernen mit dem ID.4 GTX enttäuschen: Der Audi Q4 ist die stimmigere Wahl. Er bietet fast so viel Platz wie der GTX, fährt sich aber dank seines Heckantriebs und eines leichten Gewichtsvorteils agiler als der allradgetriebene ID.4.

Großer Innenraum

Nach nüchternen Daten schlägt der VW den Audi freilich in allen Belangen: 0 auf 100 km/h in 6,2 statt in 8,5 Sekunden, 299 statt 204 PS, 460 Newtonmeter Drehmoment statt 310 Nm. Auf der anderen Seite steht das Fahrgefühl, das für den Audi spricht. Der GTX macht einen schwerfälligeren Eindruck.

Auch bei der Innenausstattung überzeugen die Ingolstädter. Der Q4 ist nicht ganz so radikal digitalisiert wie der ID.4. Es gibt noch eine gewohnte Instrumentenanzeige, bei VW hat man die auf ein kleines 5,3-Zoll-Cockpit reduziert. Das Infotainment-System des VW braucht Überlegung, Audis ist intuitiver. Man merkt auch wieder, um wie viel einfacher die Bedienung mit Schaltern und Knöpfen ist als mit den Slidern des ID.4.

Was der GTI bei den Verbrennern ist, ist der GTX bei den Elektroautos von VW. Der neue ID.4 GTX mit 299 PS.
Was der GTI bei den Verbrennern ist, ist der GTX bei den Elektroautos von VW. Der neue ID.4 GTX mit 299 PS. (c) Werk

Über den Verbrauch des sportlichen GTX können wir wenig sagen, das werden erst ausführlichere Fahrtests zeigen. Vielleicht beweist der VW bei einem Ausflug in das Wechselgebiet oder Richtung Mariazell auch noch sein sportliches Talent, die Daten klingen in der Theorie ja gut.

Den Audi bewegten wir in unserem Test mit 17,7 kWh über 100 Kilometer, Reichweitenangst gab es dank der großen 82-kWh-Batterie nie. Vollgeladen und nach vorheriger sanfter Fahrt zeigte sie 486 Kilometer an. Ein Wert, der auf der Autobahn natürlich schmilzt.

Das Kofferraumvolumen ist mit 520 Litern groß genug für einen Familienausflug, der durchaus mit größeren Kindern auf den Hintersitzen stattfinden kann. Sie haben auch dank eines Radstands von fast 2,8 Metern und der Innenraumgröße genügend Platz. Es gibt größere Modelle mit Verbrennungsmotor, die hier nicht mithalten können.

Startpreis des Audi Q4 e-tron sind 43.500 Euro (mit einem brutto 55-kWh-Akku), mit der 82-kWh-Batterie erhöht sich der Startpreis auf 49.500 Euro. Dafür ist der Audi aber recht nackt, ein paar Zusatzpakete machen ihn komfortabler und nützlicher, man kann sich beispielsweise um 450 Euro das Dynamikpaket leisten. Das ist im VW ID.4 GTX bereits enthalten, der Startpreis liegt bei 54.140 Euro (mit einer brutto 82-kWh-Batterie).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2021)

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