Salzburger Festspiele

Igor Levit in Salzburg: Eine ganze Welt aus vier Tönen

Was für eine Aufführung! Igor Levit im Mozarteum.
Was für eine Aufführung! Igor Levit im Mozarteum.(c) ©MarcoBorrelli
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Igor Levit mit der „Passacaglia on DSCH“ von Ronald Stevenson (1928–2015): ein wahrlich festspielwürdiges, atemberaubendes Plädoyer für ein zyklopisches und zugleich enzyklopädisches Klavierwerk.

Was für eine Aufführung! Mag sich auch in der Hitze des pianistischen Gefechts mal eine Saite verabschieden im zuweilen aufs Schönste malträtierten, dann wieder geradezu liebkosten Steinway, für Igor Levit ist das kein Anlass, in sein bedingungslosen Hingabe an ein monumentales Klavierwerk zu straucheln: Das bisschen Klirren war kein echter Makel, sondern so etwas wie eine in Ehren erworbene Narbe, die Levits Interpretation mit Stolz tragen darf. Nach Ferruccio Busonis „Fantasia contrappuntistica“ oder Frederic Rzweskis „The People United“ hat er nun eine neue schweißtreibende Rarität im Repertoire des 20. Jahrhundert gefunden und auf seine faszinierend unnachgiebige Art durchgeknetet – und im Mozarteum damit Jubelstürme geerntet, die er sich auch wesentlich leichter hätte verdienen können: Ein Glück, dass ihn der Weg des geringsten Widerstandes nicht lockt.

Was für ein Stück! In der Weihnachtsnacht 1960 begann der Schotte Ronald Stevenson (1928–2015) ein Klavierwerk, das auf bloß vier Tönen basieren sollte: D-Es-C-H, die Initialen des von ihm verehrten Dmitri Schostakowitsch. Der hat sie selbst immer wieder als eine Art Monogramm in sein Werk einfließen lassen. In Stevensons Thema tritt dieses Viertonmotiv, das rhythmisch einem verknappten Beginn von Mozarts c-Moll-Klavierkonzert ähnelt, zweimal von vorne auf, dann, auf Achtelnoten verkürzt, von hinten. Dieser Krebsgang und ein paar fast unmerklich oktavversetzte Töne reichen, um ehern am Gegebenen festhalten und doch jeder Monotonie entkommen zu können.

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