Wo geht's hier zum Paradies?

Sind das die beiden Seiten eines geglückten Ehestands? „Himmlische und irdische Liebe“, Tizian (1488/1490 bis 1576).
Sind das die beiden Seiten eines geglückten Ehestands? „Himmlische und irdische Liebe“, Tizian (1488/1490 bis 1576).Foto: Galleria Borghese
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Sagenhafte Bankette und beschwerliche Fahrten von Udine nach Kärnten: Dem Notar Paolo Santonino verdanken wir einen der lebendigsten Reiseberichtedes ausgehenden Mittelalters. Wenig später wurde eine andere Reisegeschichte veröffentlicht, eine fiktive, vielleicht das einflussreichste Werk der Renaissance.

Zwischen Himmel und Erde ist die Luft recht dünn – zudem ist das Gelände unwegsam. Das musste auch der Notar Paolo Santonino feststellen, als er sich mit seinem Chef, dem Bischof von Caorle, und zwei Dutzend weiteren Mitstreitern auf den Weg begab, um dem verwüsteten Gebiet im Norden der Diözese von Aquileia mit geistlichem Zuspruch und zweckdienlichen Artefakten beizustehen. Zu spät im Jahr, erst Ende September 1485, begann ihre Reise von Udine aus, die sie durch dunkle Wälder und gefährliche Gebirgswege bis nach Kärnten führte, und das unwirtliche Wetter blieb steter Begleiter. Erschütternder aber noch als Schnee und Regen waren die traurigen Reste der Zerstörung, die der Grund des Aufbruchs gewesen waren: niedergebrannte Dörfer und Kirchen, zerstörte Gebiete, verlassene Siedlungen.

Als ob die Kämpfe zwischen den mächtigen Adelsgeschlechtern an den Grenzen der Habsburgischen Länder nicht genügten, hatten sich in diesen Jahren die expansionsfreudigen Osmanen bereits fünfmal bis tief in innerösterreichisches Gebiet vorgewagt und dabei Menschen nicht geschont, Höfe und Kirchen ausgeraubt und angezündet. Während die Burgherren ihren Besitz gegen die Türken zumindest absichern konnten, blieb die einfache Bevölkerung weitgehend schutzlos im Tal zurück und griff in ihrer Verzweiflung selbst zu den Waffen. Mitten in diesen Auseinandersetzungen nützte Matthias Corvinus, der charismatische ungarische König, vom Osten her seine Chance und erweiterte mit dem gefürchteten Schwarzen Söldnerheer das eigene Territorium gegen die Ansprüche des Kaisers Friedrich III. Eine Lösung all dieser Konflikte war damals noch lange nicht in Sicht, und hilflos waren die Menschen der Gewalt durch marodierende Räuber und Soldaten ausgeliefert.

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