Ziemlich kaputt, diese Leute

Emma Cline mit brutalen Kurzgeschichten aus dem Süden der USA.

Eine Verkäuferin, die darauf wartet, dass ihre Schauspielausbildung Früchte trägt und mehr aus Langeweile denn Geldnot auf abgelegenen Parkplätzen ihre getragene Unterwäsche verkauft und dabei in eine gefährliche Situation gerät. Eine ebenfalls gelangweilte Hausfrau Mitte 30, die sich online zuerst als naive blonde Highschool-Cheerleaderin ausgibt und dann als geiler Mann – und sowohl in der einen wie in der anderen Rolle postet sie Fotos von sich selbst in neckischen Posen. Ein Mann, der irgendetwas angerichtet hat, was genau, wird nicht verraten, aber er hat seinen Job verloren, seine ganze Existenz ist ins Rutschen geraten, und jetzt wird er panisch, weil ihm eine Kontaktlinse hinters Auge gerutscht ist. Emma Clines Figuren sind kaputt – und dass die Autorin kaputt kann, hat sie ja schon bewiesen: In „Girls“ schrieb sie angeblich über die Manson-Morde, in Wirklichkeit aber über die Klippen der Pubertät und darüber, dass oft nur der Zufall einen wohlstandsverwahrlosten Teenager davor bewahrt, sein Leben und das anderer aufs Spiel zu setzen. Es war ein stupendes Buch, rabiat und rasant.

„Daddy“ heißt jetzt der neue Band, in etlichen Kurzgeschichten stehen folgerichtig Väter im Mittelpunkt. Von ihren erfolglosen Kindern enttäuschte Väter, brutale Väter, Väter, die ihre übergriffigen Söhne rauspauken nach dem Motto: Der Papa wird's schon richten. Was freilich nicht gerichtet werden kann, ist die Beziehung zwischen den beiden.

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