Peinlich genau wurde darauf geachtet, dass alle Kinder gleich gut versorgt wurden.
Geschichte

I bambini di Vienna: Als Italien die Wiener Kinder rettete

In den letzten Dezembertagen des Jahres 1919 traf ein Sonderzug in Ravenna ein. An Bord waren 120 Kinder im Alter von sieben bis 13 Jahren. In den folgenden Tagen wurden die Hilfesuchenden aus Österreich auf die umliegenden Orte verteilt. Italien päppelte sie wieder auf.

Als die Kinder in Wien aufbrachen, herrschte tiefer Winter. Als sie Monate später zurückkehrten, war es Frühling. Die Zeit dazwischen reichte aus, um ihnen das Leben zu retten. Die Geschichte dieser Rettungsaktion, die ich hier erzählen will, spielt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Dass nach Kriegsende Zehntausende Wiener Kinder mit Unterstützung internationaler Hilfsorganisationen zur Erholung ins Ausland reisten, etwa nach Schweden oder in die Schweiz, war mir bekannt, ebenso, dass Hilfslieferungen aus Italien nach Wien gelangten. Aber von den Kindern, die Anfang 1920 von Wien aus mit dem Zug nach Italien aufbrachen, um der Not und dem Hunger zu entkommen, hatte ich bisher noch nie gehört.

Ende 2019 erhielt ich eine Zuschrift von Mariagrazia Farina aus Faenza, einer knapp 60.000 Einwohner zählenden Stadt in der Emilia Romagna. In tadellosem Deutsch berichtete die städtische Angestellte von den 25 „bambini di Vienna“, die in den ersten Jännertagen 1920 mit dem Zug aus Wien angereist und knapp vier Monate später, im April, zu ihren Familien zurückgekehrt seien. In den österreichischen Geschichtsbüchern habe sie nichts über diese Ereignisse gefunden. „Haben Sie“, so lautete ihre Frage, „eine Idee, wo ich Materialien, Notizen, Dokumente, Urkunden, Bilder, Fotos usw. finden könnte?“

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