Eine Raupe mit komplexem Giftcocktail

Toxine könnten in Medizin oder Landwirtschaft nutzen.

Schon ihr Aussehen signalisiert „Vorsicht!“. Denn die zur Schmetterlingsfamilie der Schneckenspinner gehörende Raupe mit dem wissenschaftlichen Namen Doratifera vulnerans ist mit gespenstischen Fortsätzen und kleinen Stacheln ausgestattet. Mit ihrem nun entschlüsselten Giftcocktail aus 151 Toxinen überraschte das im australischen Bundesstaat Queensland heimische Tier aber nun selbst Forscher. Bisher war man davon ausgegangen, dass Raupen nur sehr einfache Gifte entwickeln. Das internationale Team mit Wiener Beteiligung belegte die entwicklungsgeschichtlich einmalige Zusammensetzung im Fachmagazin Pnas.

Einzigartige Mischung

In der Studie, an der auch Andy Sombke vom Fachbereich Integrative Zoologie der Uni Wien beteiligt war, zeigte sich, dass die 151, auf Proteinen basierenden Toxine zwar Überschneidungen mit Giftcocktails besitzen, wie sie Spinnen, Bienen, Wespen oder Ameisen im Laufe der Evolution entwickelten; die Zusammensetzung des auch für den Menschen schmerzhaften Raupengifts sei jedoch einzigartig. Die Forscher fanden zudem heraus, dass der Schmerzeffekt von einer Gruppe von Aminosäureverbindungen ausgelöst wird, die antibakteriell und -mikrobiell wirken.

Das neue Wissen über die Zusammensetzung des Gifts könne nun dabei helfen, verschiedene Bestandteile im Labor herzustellen und deren Eigenschaften zu testen. 13 dieser Peptide habe man bereits nachgebaut. Das könnte auch in der Praxis nutzen: Manche der untersuchten Toxine hätten großes Potenzial, um etwa zukünftig in der Landwirtschaft eingesetzt zu werden, etwa im Kampf gegen schädliche Fadenwürmer am Feld. Auch ein Einsatz gegen Krankheitserreger sei vielversprechend. (APA/gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2021)

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