Organisation

Von der Leistungsschau zur Partnervermittlung

Mehr als 120 Einrichtungen machen freiwillig mit (Symbolbild).
Mehr als 120 Einrichtungen machen freiwillig mit (Symbolbild). (c) imago images/GiulioFornasar (GiulioFornasar via www.imago-ima)
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Wo gibt es einen attraktiven Kooperationspartner oder ein interessantes Gerät? Das soll sich mit der kürzlich ausgezeichneten Forschungsinfrastrukturdatenbank des Wissenschaftsministeriums leicht eruieren lassen.

Auch ein Zufall kann zum Vorreiter machen. Als der Werkstoffwissenschaftler Norbert Enzinger von der TU Graz zu Jahresbeginn 2016 als erster die Rührreibschweißanlage in die damals neue Datenbank des Wissenschaftsministeriums eintrug, ahnte er wohl nicht, dass die Infrastruktur damit ein Stück weit zum Pionier wurde. Es folgten bis heute insgesamt 1980 Geräte aus ganz Österreich.

Das etwas sperrig als Forschungsinfrastrukturdatenbank bezeichnete digitale Dokumentationswerkzeug wurde zur Leistungsschau für die österreichische Wissenschaftslandschaft, das – national wie international – Kooperationsmöglichkeiten aufzeigte. Kürzlich wurde es mit dem Österreichischen Verwaltungspreis 2021 ausgezeichnet. „Großgeräte für die Forschung sind sehr teuer. Ursprünglich wollten wir vor allem den Bestand erfassen. Aber dann kam bald die Frage auf, wie man die Geräte zugänglich machen kann“, schildert Projektleiter Thorsten D. Barth von der Stabsstelle für forschungspolitische Entwicklungen an Universitäten.

Am Anfang stand mühsame Überzeugungsarbeit. Denn die mehr als 120 online aufgelisteten Einrichtungen machen freiwillig mit. Die inhaltliche Breite reicht vom Supercomputer an der TU Wien bis zum Leichtbau-Roboter in der Klagenfurter Dependance von Joanneum Research. Auch zahlreiche Museen – etwa das Naturhistorische in Wien – sind dabei. „Ich habe sehr viel telefoniert und Fragen beantwortet. So baut man Vertrauen auf“, erzählt Barth. Den Großteil der bald 2000 Datenbankeinträge hat er selbst angelegt. Der Lohn sei zu hören, wie viel Leidenschaft hinter den Geräten stecke.

Interesse aus China wächst

Auch der Erfolg scheint ihm recht zu geben. Die Zugriffe kommen mittlerweile aus 158 Ländern, die meisten freilich aus Österreich, gefolgt von Deutschland, USA, der Schweiz und Großbritannien. Derzeit würden vor allem die Zugriffe aus China stark wachsen, so Barth. „Wir machen das Know-how und die Kapazitäten in Österreich sichtbar und zeigen, wo Kooperationen möglich sind.“ Wer einen Termin vereinbaren will, um eine österreichische Forschungsinfrastruktur zu nutzen, muss das allerdings direkt tun.

Und Barth denkt noch weiter. Als Nächstes will er vermehrt Einrichtungen im Bereich der Kunst ansprechen und zum Mitmachen einladen. In der Musikforschung etwa gebe es „ganz tolle Infrastruktur“, sagt er. Die Bundesländer, etwa die Steiermark, nutzen seine Services vermehrt, um die Infrastrukturinvestitionen zu dokumentieren und deren Entwicklung zu beobachten. Außerdem sollen bereits bestehende Forschungs-Cluster optisch sichtbar gemacht werden – Barth hat berufsbegleitend eine Ausbildung zum Grafikdesigner absolviert.

Wie aber kam er als promovierter Politologe, der einst mit David Campbell (Universität Wien) Messungen zur Demokratiequalität durchführte, zu dieser Aufgabe? Er habe schon während der Dissertation gemerkt, dass die unzähligen Informationen, die man sammelt, gefährdet seien, auf einem Datenfriedhof zu landen, wenn man sie nicht lebendig darstelle, erzählt er. Und irgendwann wurde das Datensammeln und -aufbereiten wohl zu einer Leidenschaft. „Es macht Spaß, denn hinter den Geräten stehen tolle Menschen mit ihrer Forschung“, sagt Barth. Außerdem hat er durch seine Arbeit mittlerweile selbst einen riesigen Überblick über die heimische Forschungsinfrastruktur erlangt: Er wisse zwar nicht, wie man ein Gerät bedient, aber was es kann“, sagt er schmunzelnd.

Der jüngste Eintrag in der Datenbank kommt übrigens auch zufällig von der TU Graz. Im Soft Materials Application Lab lassen sich unterschiedlichste Materialeigenschaften bestimmen.

Nähere Informationen und Zugang:
www.forschungsinfrastruktur.bmbwf.gv.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2021)

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