Hongkong: Schafe in Kinderbüchern erzürnen China

Herausgebern wird vorgeworfen, „Hass zu schüren“. Weiterer Journalist in Haft.

Hongkong. Chinas Kommunisten ziehen die Schlinge um das einst freie Hongkong immer enger. Seit vor einem Jahr das „Nationale Sicherheitsgesetz“ verabschiedet wurde, um den prodemokratischen Widerstand zu unterdrücken, verschärfen die Behörden zunehmend ihre Gangart: Sogar Herausgeber von Kinderbüchern geraten ins Visier.

So wurden diese Woche fünf Mitglieder einer Logopäden-Gewerkschaft festgenommen. Die drei Frauen und zwei Männer, alle zwischen 25 und 28 Jahre, hätten versucht, „den Hass von Kindern auf die Regierung zu schüren“, erklärte die Polizei. „Sie haben aufrührerische Publikationen veröffentlicht, verbreitet, ausgestellt oder kopiert.“ Stein des Anstoßes sind drei illustrierte E-Bücher, in denen Kindern die Demokratiebewegung erklärt wird: Im Sommer 2019 protestierten mehr als eine Million Hongkonger gegen den Einfluss Pekings, der Protest wurde niedergeschlagen. In den Büchern sind die Aktivisten Schafe, die in einem von Wölfen umzingelten Dorf leben.

Jimmy Lai muss erneut vor Gericht

Die Festnahmen reihen sich in eine Serie von Repressionsmaßnahmen der vergangenen Tage: Ein weiterer Journalist der kritischen Zeitung „Apple Daily“ wurde festgenommen. Das Aufdeckerblatt musste schließen, nachdem die Polizei Mitarbeiter verhaftet und Konten gesperrt hatte. Nächste Woche werden sich die Behörden den Besitzer der Zeitung, den Milliardär Jimmy Lai, erneut vorknöpfen: Der 73-Jährige kommt wegen Verstößen gegen das Sicherheitsgesetz vor Gericht. Lai wurde bereits zweimal zu je 14 Monaten Haft verurteilt. Vergehen im Zusammenhang mit dem Sicherheitsgesetz werden auch Dutzenden führenden Demokratieaktivisten vorgeworfen. (basta)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.