Covid-19

US-Gesundheitsberater Fauci warnt vor "Pandemie der Ungeimpften"

Masken-Parade auf dem New Yorker Times Square mit Mickey und Elsa. Die steigenden Fallzahl sorgen auch in den USA für Debatten.
Masken-Parade auf dem New Yorker Times Square mit Mickey und Elsa. Die steigenden Fallzahl sorgen auch in den USA für Debatten.APA/AFP/TIMOTHY A. CLARY
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Der US-Immunologe Fauci äußerte sich besorgt über die steigenden Covid-Zahlen in den USA. In Bundesstaaten mit geringer Impfquote gebe es besonders viele Neuinfektionen.

Die Impfwilligen sind geimpft - doch wie die Skeptiker überzeugen, um der Pandemie weiterhin zu trotzen? Diese Frage beschäftigt nicht nur Österreich, sondern auch die USA. US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci hat sich besorgt über das Tempo der Corona-Impfungen und steigende Infektionszahlen in den Vereinigten Staaten gezeigt. "Wir bewegen uns in die falsche Richtung", sagte er am Sonntag (Ortszeit) im Fernsehsender CNN. Der Berater von US-Präsident Joe Biden warnte vor einer "Pandemie der Ungeimpften". "Daher flehen wir die Menschen praktisch an, rauszugehen und sich impfen zu lassen."

Die Zahl der Neuinfektionen steigt seit einigen Wochen in allen US-Bundesstaaten wieder an - verantwortlich dafür ist die Delta-Variante. Besonders angespannt ist die Lage in Staaten mit geringer Impfquote. Am Sonntag meldeten die Behörden insgesamt 15.711 neue Fälle, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität von Montag hervorgeht. Das sind etwa 3.600 mehr als eine Woche zuvor. Die Zahl der Toten mit einer bestätigten Infektion sank von 138 auf 56.

Anthony Fauci berät US-Präsident Joe Biden in der Covid-Krise.
Anthony Fauci berät US-Präsident Joe Biden in der Covid-Krise.REUTERS

In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bisher etwa 34,4 Millionen Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert. Mehr als 610.800 Menschen starben. In absoluten Zahlen gemessen sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt. Bisher haben in den USA nach Daten der Gesundheitsbehörde CDC knapp 57 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfung erhalten. Etwa 49 Prozent sind vollständig geimpft.

Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder der CDC. In manchen Fällen werden die Zahlen - unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden, aber auch die der Toten - nachträglich aktualisiert.

Der Vergleich des Verhältnisses von Neuinfektionen zu Todesfällen im Sieben-Tages-Durchschnitts zeigt, dass auch in den USA, der Anteil an Todesfällen deutlich zurückgeht, was wie in Österreich und Großbritannien auch auf die Impfkampagne zurückgeht.

Impfskepsis in konservativen Wahlkreisen größer

Noch im Frühjahr zählten die USA zu den Musterschülern beim Impfen, inzwischen aber hat sich eine gewisse Impfmüdigkeit eingestellt. Rund 49 Prozent der Gesamtbevölkerung sind mittlerweile vollständig immunisiert - Österreich weist inzwischen eine ganz ähnliche Quote auf. Gleichzeitig steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den USA seit einigen Wochen wieder an - verantwortlich dafür ist die Delta-Variante. Besonders angespannt ist die Lage in Staaten mit geringer Impfquote.

Einer Studie der Kaiser Family Foundation zufolge ist die Impfquote in den Bezirken, in denen bei der Präsidentenwahl viele für Biden stimmten, deutlich höher als dort, wo der damalige Präsident Donald Trump viele Stimmen erhielt. Bemerkenswert: War der Unterschied am Anfang noch gar nicht so groß, ist die Kluft in den vergangenen Monaten deutlich gewachsen. Eine Umfrage der "Washington Post" und des Senders ABC News kommt zu dem Ergebnis, dass deutlich mehr Anhänger der Demokraten als der Republikaner sich bisher haben impfen lassen.

Besonders eindrücklich zeigte sich dieses Phänomen vor einigen Wochen bei der CPAC, einer Veranstaltung konservativer Aktivisten. "Die Regierung hat gehofft, dass sie 90 Prozent der Bevölkerung irgendwie dazu bringen kann, sich impfen zu lassen", sagte Autor Alex Berenson auf der Bühne. "Und das ist nicht der Fall", fügte er hinzu - die Menge reagierte mit Beifall und Jubel. Umfragen zeigen, dass viele Ungeimpfte das Risiko einer Erkrankung geringer einschätzen als das der Impfung. Oder der US-Regierung schlicht nicht vertrauen.

Keine einheitliche Position im konservativen Lager

Längst rufen nun auch immer mehr Konservative lauter zur Schutzimpfung auf. "Diese Spritzen müssen so schnell wie möglich in den Arm eines jeden", sagte jüngst der Minderheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell. Doch eine einheitliche Position gibt es unter ihnen nicht - viele Konservative und vor allem Trump-Anhänger tun sich extrem schwer mit dem Thema.

Für Überraschung sorgte daher eine Äußerung des Top-Moderators des konservativen TV-Senders Fox News, Sean Hannity. Er glaube an die Wissenschaft des Impfens, sagte er in seiner Sendung. Kurze später betonte er dann, dass das aber kein Impfaufruf an alle Amerikaner gewesen sei. Beobachter sehen aber einen leichten Kurswechsel bei dem ehemaligen Trump-Haussender, was das Impfen angeht. Viele Moderatoren des Senders wettern aber unverhohlen weiter gegen die Impfung.

Die Grafik zeigt einen Vergleich der Neuinfektionen, die durch den Erfolg der Impfungen allerdings weniger Aussagekraft haben, was die Belastung der jeweiligen Gesundheitssysteme betrifft. Das könnte sich jedoch auch wieder ändern, sollte eine große Infektionswelle in Gebieten auftreten, in denen die Immunisierung noch nicht so weit fortgeschritten ist.

(APA/dpa/klepa)

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