Pizzicato

Die Mathematikerin

Vielen blieben die Faszination und die tiefen, dunklen Geheimnisse der Mathematik verschlossen. Ein Buch mit sieben Siegeln. Es begann mit der Integralrechnung.

Jahre, ja, Jahrzehnte später riss der Horror der Mathe-Matura manche noch aus den Träumen. Wie Fische im Wasser tauchte eine Minderheit in die Welt der Zahlen und Formeln ein – seltene Exemplare, wie im Aquarium.

Zu ihnen zählt die Olympionikin Anna Kiesenhofer, die mit Begeisterung von einer Wissenschaft spricht, die sie für ihren Sport nützlich machte: die Berechnung der Gravitation und der Aerodynamik, der Effekt des Windschattenfahrens. Es bleibt allerdings eine Unbekannte, ein Faktor X: die Gegner. Ob die Niederländerinnen ihren Vorsprung wettmachen könnten, das vermochte selbst Anna K. nicht zu berechnen, wie sie eingestand.

Die Weinviertlerin treibt die Passion für Physik und die Neugier daran an, was die Welt – im Faustschen Sinn – im Innersten zusammenhält. „In der Schule war ich eine Streberin“, bekennt die 30-Jährige mit Faible für Latein und Französisch. Die Willenskraft, die Disziplin, dies hätten die Mathematik und der Sport gemein, sagt die Professorin in spe. Unbestreitbar sieht sie sich als Nerd mit Ambitionen für die höheren Weihen. Die einen werden eben Olympiasiegerinnen, die anderen Bundeskanzlerinnen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2021)

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