Die Stimmen für eine Impfpflicht in Österreich werden lauter. Doch ist das der beste Weg, um das Coronavirus in Schach zu halten? Diskutieren Sie mit!
Die Debatte um die Impfpflicht hat zuletzt wieder an Fahrt aufgenommen. Von verschiedenen Akteuren wird sie, mal enger, mal weniger eng, angedacht. Gleichzeitig werden aber auch die Proteste dagegen in Europa immer lauter. In Frankreich und Deutschland gingen erneut Tausende Menschen im Protest auf die Straße.
In Niederösterreich prescht Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) mit einer Impfpflicht für alle neuen Angestellten des Landes vor, das betrifft etwa auch angehende Kindergartenpädagoginnen.
Anderswo in Europa ist man schon einen Schritt weiter: Italien war eines der ersten Länder, das die Impfpflicht für Spitalspersonal eingeführt hat. Dort wird aktuell eine Impfpflicht für Lehrer geprüft. Über letztere diskutiert man auch schon in Österreich. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) erteilte eine Absage - wann, dann müsse man die Impfpflicht schon breiter diskutieren. Der Gastronomie-Obmann in der Wirtschaftskammer, Mario Pulker, hat indes mit seinem Ruf nach einer Impfpflicht in seiner Branche für Aufregung gesorgt.
Wenn man über eine Impfung von Berufsgruppen diskutiert, ist man schnell bei der Frage, wo man eine Trennlinie zieht: Ist es tragbar, als Lehrerin nicht geimpft zu sein? Muss man von Frisören verlangen, geimpft zu sein? Und was ist mit Hebammen? Die Chefin der Bioethikkommission denkt etwa an eine Impfpflicht für alle körpernahen Dienstleistungen.
Auch manche Politiker wagen sich beim Thema aus der Deckung. So erwägt etwa Innsbrucks grüner Bürgermeister Georg Willi eine teilweise Impfpflicht. Seine Parteikollegen in der Regierung, Vizekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein, äußerten sich zurückhaltender: Eine Impfpflicht für Gesundheitsberufe könnte aber „möglicherweise sinnvoll“ sein. Stimmen für eine (eng gefasste) Impfpflicht gibt es mittlerweile sogar in der FPÖ.
Und was sagt eigentlich Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP)? Er sagt durch den ausreichend vorhandenen Impfstoff liege der Schutz vor der Krankheit liege nun in der Eigenverantwortung und Corona sei ein „individuelles medizinisches Problem“ geworden, allgemeine Einschränkungen nicht mehr zu rechtfertigen.
Klar positioniert sich „Presse"-Querschreiberin Andrea Schurian in ihrer aktuellen Kolumne: „Den Politikern – nicht nur in Österreich – fehlt ganz offensichtlich der Mumm zu diesem Diskurs: Dass die Impfpflicht zwar die Freiheit des Einzelnen einschränkt, um letztlich Freiraum für alle zu gewährleisten." Anders sieht es ihre Quergeschrieben-Kollegin Gudula Walterskirchen, die in ihren Texten eine „Propagandawelle“ für die Impfung ortet, letztere als höchstpersönliche Entscheidung ansieht und oft einen kritischeren Diskurs vermisst.
So gespalten wie die Kommentatorinnen sind auch die „Presse"-Leser, wie eine Auswahl an Leserbriefen zeigt. Für besonders viel Diskussion sorgte dabei ein Leitartikel von Chefredakteur Rainer Nowak. Darin schreibt er: „Auch wenn eine Impfpflicht eine heikle Sache ist, wird man über staatlichen Druck diskutieren müssen“.
(sk)
Diskutieren Sie mit: Ist eine Impfpflicht für gewisse Berufsgruppen sinnvoll? Sollte man es erst einmal mit (monetären) Anreizen versuchen? Oder: Soll eine Impfung auch in der Pandemie eine höchstpersönliche Entscheidung bleiben?