Der frühere Trump-Chefstratege wollte aus der denkmalgeschützten italienischer Abtei eine "Gladiatorenschule" für „europäische Kulturkämpfer" machen. Italien zog den Pachtvertrag zurück, jetzt ist auch der Rechtsstreit entschieden.
Das Projekt einer Populisten-Akademie in der traditionsreichen Abtei Trisulti in Italien ist nach jahrelangem Rechtsstreit endgültig gescheitert. "Die Mächtigen haben gewonnen", teilte der Vertraute des US-amerikanischen Rechtspopulisten Steve Bannon, Benjamin Harnwell, am späten Dienstagabend resigniert über seinen Telegram-Kanal mit, wie Kathpress am Mittwoch berichtete.
Zuvor hatte Harnwell, Koordinator des Akademieprojekts und Leiter des "Dignitatis Humanae Institute" (DHI) den italienischen Behörden die Schlüssel für das ehemalige Zisterzienser-Kloster in Latium zurückgegeben. Ein langwieriges juristisches Tauziehen über die Gültigkeit eines Pachtvertrags kam damit rechtskräftig zum Abschluss.
Das von Bannon und konservativen katholischen Kreisen unterstützte DHI hatte im Februar 2018 die mittelalterliche Klosteranlage als Pächter vom italienischen Staat übernommen. Der frühere Chefstratege des damaligen US-Präsidenten Donald Trump wollte aus der denkmalgeschützten Abtei eine "Gladiatorenschule" für europäische Kulturkämpfer machen.
Vertrag zurückgezogen, Rechtsstreit folgte
Im Oktober 2019 beendete das Kulturministerium in Rom den Vertrag mit der Begründung, der Bewerbung hätten falsche Angaben zugrunde gelegen. In der Folgezeit verteidigte das Institut wiederholt seinen Verbleib in dem stark sanierungsbedürftigen Anwesen. Der mehrfach angekündigte Beginn des Akademiebetriebs wurde immer wieder verschoben. Die vertraglich vereinbarte Sanierung des Komplexes blieb ebenfalls aus.
Im März gab das oberste Verwaltungsgericht in Rom in einem letztinstanzlichen Urteil dem Kulturministerium recht. Mehrere frühere Entscheidungen zugunsten des DHI wurden aufgehoben. Bannon sprach von einem "Witz" und kündigte Widerstand gegen das in seinen Augen politisch motivierte Gerichtsurteil an - letztlich ohne Erfolg. Mit der Schlüsselrückgabe kam sein Mitstreiter Harnwell einem Räumungsbeschluss zuvor.
Neue „Patriotische Partei“ für Italien
Der DHI-Chef plant nun nach eigenen Angaben die Gründung einer neuen "Patriotischen Partei" in Italien. Ob er dieses Vorhaben jemals realisieren kann, ist mehr als fraglich. Bisher existiert unter patriotpartyitalia.it lediglich eine Website, auf der zu lesen ist: "Stiamo Arrivando!" (Wir kommen). Italienische Medien berichten indes, Harnwell sitze auf gepackten Koffern; der Brite sei bereit, das Land zu verlassen.
Ungewiss ist ebenso die Zukunft der Kartause Trisulti. Erfolgt in absehbarer Zeit keine grundlegende Sanierung, droht weiterer Verfall. Bis über ein neues Nutzungskonzept entschieden ist, bleibt das Gebäude unbewohnt.
Der sozialdemokratische Bürgermeister der zuständigen Gemeinde Collepardo, Mauro Bussiglieri, äußerte sich am Mittwoch erleichtert darüber, dass Trisulti nicht dem "nationalistischen Fanatismus" überlassen worden sei. Es handle sich um ein kulturelles Erbe von unschätzbarem Wert - und mit "großem Entwicklungspotenzial". Unterdessen teilte die örtliche Diözese Anagni-Alatri mit, dass man bereit sei, in dem früheren Kloster wieder die Messe zu feiern.
(APA)