Gastkommentar

Gefährliche Fantasien auf dem Westbalkan

Peter Kufner
  • Drucken

Spiel mit dem Feuer. Die Debatte um die europäische Zukunft des Westbalkans droht in eine falsche Richtung abzugleiten.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

Während die EU in der von ihr initiierten Zukunftsdebatte mit der Bevölkerung über Herausforderung und Zukunftsperspektiven offen diskutiert, steckt die Diskussion über die europäische Zukunft des Westbalkans in der Sackgasse. Sie wird weder öffentlich noch partizipativ geführt, kaum jemand in der EU scheint sich gerade ernsthaft dafür zu interessieren. Was noch schlimmer ist: In Ermangelung jeglicher Energie für die Länder des Westbalkans scheint die Debatte in gefährliche Richtungen abzugleiten. Zuletzt war sie eher beherrscht von sogenannten Non-Papers, inoffiziellen, nicht bindenden Diskussionspapieren mit unklarer und teils bewusst im Verborgenen gehaltener Autorenschaft.

Eines dieser erst unlängst zirkulierten „Nichtpapiere“ basiert auf der gefährlichen wie törichten Idee neuer ethnischer Grenzziehungen und der Entwicklung eines Großalbaniens, Großkroatiens und Großserbiens als Allheilmittel. Ein weiteres Non-Paper schlägt eine autonome Region Nordkosovo nach dem Vorbild der Republika Srpska in Bosnien und Herzegowina vor, um den Konflikt zwischen Belgrad und Pristina zu lösen. Obwohl dieser Vorschlag zumindest keine neuen Grenzbalken vorsieht, würde er die Funktionalität und die staatliche Souveränität des Kosovo infrage stellen und regionale Instabilitäten perpetuieren. Dass die Debatten aus den Non-Papers sofort einen konkreten und leider negativen Widerhall in der Region erzeugen, zeigt das Aufblühen von gefährlichen nationalistischen Ideen und Instinkten auf dem Balkan in letzter Zeit.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.