Wahl am 10. August

Thomas Prantners strategische Kandidatur als ORF-Chef

Seit 33 Jahren im ORF: Thomas Prantner.
Seit 33 Jahren im ORF: Thomas Prantner.APA/HANS PUNZ
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Der Vizedirektor der Technik steigt als vierter Kandidat in das Rennen um den ORF-Generaldirektor ein. Prantner dürfte damit aber eher auf einen Posten in der nächsten Geschäftsführung abzielen.

„Ich habe mir ein paar Monate lang ein Konzept überlegt, wie man den ORF neu aufstellen kann“, sagt Thomas Prantner. Der derzeitige Technik-Vizedirektor, der u. a. für die Onlineaktivitäten des ORF zuständig ist, ist der mittlerweile vierte Bewerber im Rennen um den Posten des ORF-Generaldirektors. Er wolle mit seinem Konzept eine inhaltliche Diskussion anregen, „wie man den ORF neu aufstellen kann“, sagt Prantner im Gespräch mit der „Presse“: „Da geht es nicht nur um die Digitalisierung, von der alle sprechen, sondern auch um eine größere Strukturreform: Der ORF muss schlanker und effizienter werden.“ Von welcher Seite er sich im Stiftungsrat Unterstützung erwartet? „Ich sehe mich als unabhängigen Kandidaten.“ Er habe im Vorfeld mit einigen Stiftungsräten gesprochen, die Resonanz sei „weitgehend positiv“ gewesen.

Strategische Bewerbung

Echte Chancen darf sich Prantner, dem gute Kontakte zur FPÖ nachgesagt werden, gegen die starke Konkurrenz eher nicht ausrechnen. Neben Amtsinhaber Alexander Wrabetz treten auch Vize-Finanzdirektor Roland Weißmann sowie ORF-1-Chefin Lisa Totzauer an. Prantners Bewerbung dürfte aber ohnehin eher strategischen Charakter haben – und auf einen Posten in der nächsten Geschäftsführung abzielen.

Prantner legt den Stiftungsräten mit seiner Bewerbung eine 25-seitige Leistungsbilanz vor, in der er auf „15 Jahre Digitalisierungsoffensive im ORF“ zurückblickt. Der gebürtige Wiener heuerte 1984 als Volontär bei der TV-Auslandsredaktion an, wechselte 1985 kurz in den Printmedienbereich. 1987 ging er zurück zum ORF, arbeitete in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, war Büroleiter von Generalintendant Gerhard Zeiler, ab 1995 Pressesprecher des ORF und ab 2002 Marketingchef.

Kritik des Redakteursrats

Von 2007 bis 2011 war er Direktor für Online und neue Medien – in diese Zeit fällt u. a. die Gründung der TVthek. Seit 2012 ist er stellvertretender Direktor für Technik, Online und neue Medien. Als Chef der TVthek zog er in der Vergangenheit mehrmals Kritik auch des ORF-Redakteursrats auf sich – etwa, weil der Bundestag der Jungen Volkspartei per Livestream in der TVthek gezeigt wurde, was bei den Redakteuren den Eindruck „politischer Wunscherfüllung“ erweckte. Auch seine Bestellung im Jahr 2012 wurde vom Redakteursrat kritisiert – als eine „Folge von im Zuge der ORF-Generaldirektorwahl geleisteten Versprechungen“.

Alles schon „ausgepackelt“?

FPÖ-Obmann Herbert Kickl wollte am Mittwoch von den Grünen wissen, ob es einen „ausgepackelten Deal“ mit der ÖVP gebe, wonach die grünen Stiftungsräte den ÖVP-Wunschkandidaten Roland Weißmann wählen werden. „Und was sind im Gegenzug die türkisen ORF-Versprechen und Posten für die Grünen?“

Lothar Lockl, der Sprecher der grünen Stiftungsräte, dementierte gegenüber der APA, dass den Grünen im Gegenzug zur Wahl von Weißmann von der ÖVP zwei Direktorenposten versprochen wurden. Er betonte am Mittwoch, wenige Stunden, bevor um Mitternacht die Bewerbungsfrist endete, man habe sich noch auf keinen Kandidaten verständigt. Man werde erst „die Konzepte studieren“ und sich „ein genaues Bild“ von den Plänen machen, die die Bewerberinnen und Bewerber für den ORF vorlegen, so Lockl. Eva Blimlinger, Mediensprecherin der Grünen, betonte, sich nicht einmischen zu wollen.

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