Olympia 2021

Wer tritt in die Fußstapfen des Usain Bolt?

(c) REUTERS (HENRY ROMERO)
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Der Leichtathletik-Superstar hat mit seinem Abgang eine Leere hinterlassen. In Tokio wird nun nach Athleten gesucht, die dem Jamaikaner in puncto Leistung und Ausstrahlung nachfolgen könnten. Wer sind die Kandidaten?

Leichtathletik-Überfigur Usain Bolt verfolgt das Schaulaufen seiner Nachfolger bei den Spielen in Tokio ganz entspannt. Wie sollte es bei dem Jamaikaner auch anders sein? Außerdem muss sich der ehemalige Sprint-Megastar keine Sorgen um den Fortbestand seiner Fabelweltrekorde über 100 und 200 Meter machen. „Ich bin sehr zuversichtlich“, befand Privatier Bolt vor Kurzem.

Er sage zwar nicht, dass es in Japan nicht passieren werde. Aber dem aktuellen Jahrgang traue er sein Niveau von 9,58 und 19,19 Sekunden noch nicht zu. „Also, wir werden sehen, was passiert.“

2008 in Peking, 2012 in London und 2016 in Rio überstrahlte Ausnahmeerscheinung Bolt jeweils mit Doppel-Gold den Rest der Sportwelt. Nach dem Rücktritt des charismatischen Entertainers 2017 sucht die weltgrößte Sportbühne auch für Tokio nach Athleten, die diese Leere mit Leistung und Ausstrahlung ausfüllen können.

Kandidaten wären der norwegische 400-Meter-Hürden-Weltrekordler Karsten Warholm, 25, Stabhochsprung-Dominator Armand Duplantis, 21, aus Schweden, der überragende kenianische Marathonläufer Eliud Kipchoge, 36, oder Speerwerfer Johannes Vetter, 28, aus Deutschland.

„Bin auch Entertainer“

Wichtig um in Bolts Spuren zu treten, ist ein Alleinstellungsmerkmal. Der achtfache Olympia-Champion sowie elffache Weltmeister war sportlich eine Ausnahmefigur. Zugleich aber auch jemand, der den Sport als Show-Branche begriff. In einem höheren Maß noch als die frühere Weltklasse-Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa.

Hoher Unterhaltungsfaktor bedeutet viele Zuschauer, viele Zuschauer bedeuten wiederum viel Geld für die Leichtathletik und das Internationale Olympische Komitee. „Ich bin ein Sprinter, aber auch ein Entertainer“, sagte der inzwischen 34-jährige Bolt einmal.

Der Norweger Karsten Warholm könnte vielleicht in diese Rolle hineinwachsen. Die Macht der Bilder kennt er. Nach seinem WM-Sieg 2017 in London drehte er mit Wikingerhelm Ehrenrunden. So eine Kopfbedeckung lässt sich sicher auch in Japan auftreiben.

Angeblich schon im Windelalter wusste Armand Duplantis was er werden wollte: der Beste. Er wurde es im Stabhochsprung. „Mondo“, wie er genannt wird, verschiebt Grenzen. Das ist hilfreich, um als Superstar wahrgenommen werden zu können.

Die sechsfache Olympiasiegerin Allyson Felix, 35, war lang ein stiller Star. Noch während der Schwangerschaft mit ihrem ersten Kind 2018 legte sich die US-amerikanische Sprinterin aber mit Sportartikelgigant Nike an, weil ihr der langjährige Sponsor Leistungen kürzen wollte. Nike hat seitdem nach eigener Aussage die Zahlungen für Schwangere ausgedehnt. In Tokio wird Felix über die 400 Meter starten.

Charismatiker aus den USA

Und was ist mit Bolts ehemaligen Paradedisziplinen? Da wäre Trayvon Bromell, 26. Bolt sieht in dem US-Amerikaner den Gold-Favoriten auf den 100 Metern. Bromell, der im Juni 9,77 Sekunden schnell lief, hatte schon schwere Verletzungen an den Knien, der Hüfte und der Ferse. Außerdem läuft der aus armen Verhältnissen stammende Bromell nicht nur für den Ruhm. „Meine Ziel ist der Wandel“, verkündete er. „Ich will Hoffnung spenden.“

Ein direktes Duell mit US-Sprinter Noah Lyles, 24, wird es in Tokio nicht geben. Lyles, der im vergangenen Sommer seine Erkrankung an Depressionen öffentlich gemacht hat, startet über die 200 Meter. Der Weltmeister von 2019 über diese Distanz läuft fast mühelos, macht gern Musik und hat ein Faible für extravagante Mode. Die Kameras jedenfalls lieben ihn. Vielleicht auch bald die Leichtathletik-Massen.(dpa/red.)

(red.)

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