Johann Gudenus: Umstrittene blaue Zukunftshoffnung

Johann Gudenus: Blaue Zukunftshoffnung wird Klubobmann
Johann Gudenus: Blaue Zukunftshoffnung wird Klubobmann (c) REUTERS (Heinz-peter Bader)
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Der Sohn von John Gudenus begann seine politische Karriere in Wien 1996 als blauer Bezirksrat im Alsergrund. Heute gehört er zum engsten Führungszirkel der Wiener FPÖ.

Der neue blaue Klubchef im Rathaus heißt Johann Gudenus. Der 34-Jährige Sohn des früheren National- und Bundesratsabgeordneten John Gudenus gehört zum engsten Führungszirkel der Wiener FPÖ und gilt als Zukunftshoffnung. Das wurde schon vor der Wahl deutlich: Auf der Landesliste stand der Name Gudenus unmittelbar hinter Parteichef Heinz-Christian Strache auf dem zweiten Platz. Er war bis Mitte September 2010 Obmann des Ringes Freiheitlicher Jugendlicher (RFJ) - und gilt als Vertreter der "alten freiheitlichen Werte".

Johann Gudenus wurde am 20. Juli 1976 in Wien geboren. Er absolvierte 1995 die Matura an der Theresianischen Akademie in Wien, studierte Jus, absolvierte 2003 das Gerichtsjahr und ist Absolvent der diplomatischen Akademie. Was er in seinem offiziellen Lebenslauf auf der FPÖ-Homepage nicht erwähnt: Er ist Mitglied der pennalen Burschenschaft "Vandalia", wo er dem Vernehmen nach den Burschennamen "Wotan" trägt.

Gudenus begann seine politische Karriere in Wien 1996 als blauer Bezirksrat im Alsergrund. Er war ab 2003 Bundesobmann des RFJ - diese Funktion übernahm Mitte September 2010 Dominik Nepp. Zuvor war Gudenus von 1998 bis 2003 Wiener RFJ-Obmann und von 2000 bis 2003 Bundesobmann-Stellvertreter. 2002 wurde er Mitglied des Landesparteivorstandes, 2004 Bezirksparteiobmann der FPÖ-Wieden - und zuvor auch Mitglied des Bundesparteivorstandes.

Seit 2005 ist er Landtagsabgeordneter in Wien, er sitzt dort unter anderem im Ausschuss für Jugend, Bildung, Information und Sport. Gudenus machte sich zuletzt unter anderem gegen ein neues Drogenberatungszentrum, für eine Verschärfung des Bettelverbots oder für eine verpflichtende Deutschvorschule stark.

Nähe zu NS-Gedankengut vorgeworfen

Weiter zurück reichen Vorwürfe, die das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) gesammelt hat. Gudenus - den das "profil" in der aktuellen Ausgabe als "rechten Recken" bezeichnet - soll unter anderem bei der "Aktionsgemeinschaft für eine freiheitliche Politik" (AFP) aufgetreten sein. Dieser wird vom Verfassungsschutz eine Nähe zum Nationalsozialismus nachgesagt. Auch soll ein amtsbekannter Neonazi an einer RFJ-Veranstaltung zur Zeit von Gudenus' Obmannschaft teilgenommen haben.

Johann Gudenus, den (Partei)freunde "Joschi" nennen, hat eine Nähe zu NS-Gedankengut wiederholt zurückgewiesen - und etwa betont, dass der RFJ nie eine Abschaffung des Verbotsgesetzes gefordert habe und eine Mitgliedschaft von politischen Extremisten nicht möglich sei, da strafrechtliche Verurteilungen ein Erlöschen der Mitgliedschaft nach sich ziehen würden.

Apropos Strafrecht: Der Vater von Johann Gudenus, der frühere Bundesrat John Gudenus, stand bereits wegen Holocaust-Leugnung vor Gericht. "Man soll nicht Tabus aufstellen, sondern man soll physikalisch und wissenschaftlich prüfen", hatte er einst in einem ORF-Interview gemeint. Auch als Parlamentarier glänzte er vor allem durch starke Sprüche. Der Absolvent der Militärakademie war ab 1990 bis 2005 praktisch durchgehend im Hohen Haus vertreten (zuletzt als Bundesrat, Anm.) und hatte sich unter anderem für die Abschaffung des Verbotsgesetzes stark gemacht. Und wie sein Sohn ist auch er Mitglied der Burschenschaft Vandalia.

(APA)

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