Von Betten aus recycelten Kartonagen bis zu einem Haus aus geborgten Holz - Tokio setzt auf grünes Design.
Bei einem Großereignis wie den Olympischen Spielen geht es nicht nur um den Sport. Hier geht es uns auch um das Design. Die meisten Ideen verfolgen in Tokio einen Nachhaltigkeitsplan. Vorerst beginnen werden wir aber mit einem nachhaltig starken Feuer. Der kugelförmige Kessel des japanischen Designstudios Nendo, der sich wie eine Knospe öffnete, um das olympische Licht gut in Szene zu setzen, war das Design-Herzstück der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Sowohl die Staffelfackeln als auch der Kessel werden mit Wasserstoff anstelle von fossilem Gas betrieben.
Die von Tokujin Yoshioka entworfenen olympischen Fackeln bestehen aus dem recycelten Bauschutt provisorischer Unterkünften, die nach dem Erdbeben und dem Tsunami im Jahr 2011 in Ostjapan verwendet wurden. Die roségoldenen Fackeln erinnern in ihrer Form an die japanische Nationalblume Sakura, die Kirschblüte.
Die Gewinner dieser olympischen Ära erhalten ihre Medaillen auf 24,5 Tonnen wiederverwertetem Plastik. Für seine Podeste sammelte der japanische Künstler Asao Tokolo weggeworfene Kunststoffe, recycelte das Material und schickte es durch den 3D-Drucker. Mehr als 2000 Sammelboxen standen in den letzten neun Monaten vor den Spielen in Japan bereit. Aus den 400.000 zusammengetragenen Waschmittelverpackungen entstanden am Ende 98 Podeste. Nach den Sommerspielen werden die Podien von dem Sponsor Procter & Gamble zu Shampoo- und Putzmittel-Verpackungen verarbeitet.
Wir bleiben am Podest. Die Andenken der Gewinner bestehen erstmals zu 100 Prozent aus recycelten Edelmetallen. Der japanische Designer Junichi Kawanishi extrahierte diese aus alten Mobiltelefonen und anderem Elektroschrott, der auch in diesem Fall von der Öffentlichkeit gespendet wurde, um die rund 5000 Olympischen und Paralympischen Medaillen glänzen zu lassen. 6,21 Millionen gebrauchte Handys wurden in ganz Japan für die Herstellung gesammelt.
Dieses temporäre Sportlerdorf des Tokioter Studios Nikken Sekkei wurde aus 40.000 japanischen Holzstücken gebaut. Die Zypressen-, Zedern- und Lärchenpfosten wurden allerdings von 63 Dörfern und Städten in ganz Japan nur "ausgeliehen". Der Holzraum wird aktuell als zentraler Treffpunkt und Speiseraum für Sportler, Funktionäre, Gäste und Medien im Olympischen Dorf genutzt. Nach den Spielen wandern die Holzstücke wieder dorthin zurück, wo sie hergekommen sind.
Themenwechsel in die Unterkunft. Die japanische Bettenfirma Airweave produzierte für die Spiele 18.000 Betten aus recyceltem Karton mit anpassbaren Matratzen für die Sportler. Die Marke behauptet, dass die Matratzen aus Polyethylenfasern unbegrenzt oft recycelt werden können. Die angesichts der schwülen Hitze nötigen Klimaanlagen gehen nach den Spielen als Spende an die Gebiete im Nordosten Japans, die 2011 von einer verheerenden Tsunami-Katastrophe heimgesucht worden waren.
(sh)