In Österreich wird viel gebaut - und trotzdem steigen die Preise. Mittlerweile ist der durchschnittliche Quadratmeterpreis so hoch wie nirgendwo in Europa. Lohnt es sich dennoch zu kaufen? Diskutieren Sie mit!
Nirgends in Europa wird so viel gebaut wie in Österreich. Trotzdem sind die Preise für Eigentumswohnungen zuletzt sehr stark gestiegen: 4457 Euro muss man durchschnittlich je Quadratmeter für eine Neubauwohnung berappen. Damit ist Österreich das teuerste Land Europas. Den Grund erklärt eine Ökonomin der Nationalbank im Gespräch mit Madlen Stottmeyer: „Aufgrund der derzeit vorherrschenden niedrigen Zinsen auf dem Kapitalmarkt suchen die Anleger nach alternativen Anlagemöglichkeiten“, sagt Karin Wagner. Auch Corona ist nicht ganz unschuldig daran: Das Home-Office habe dazu geführt, dass viele ihre Wohnsituation verbessern wollen.
Daten aus 2020 zeigen aber auch, dass sich Eigentum in Österreich gegenüber dem Vorjahr stärker verteuert hat als Mieten.
„Eine Stabilisierung der Preise wäre wünschenswert, vor allem weil die Einkommen derzeit nicht so stark steigen wie die Immobilienpreise“, sagt Wagner. Rund elf Jahresgehälter kostet hierzulande eine 70-Quadratmeter-Wohnung. Mehr zum Thema lesen Sie hier.
Betongold gilt – neben „echtem“ Gold und Silber – nach wie vor als Krisenabsicherung. Diese Meinung hat sich trotz der hohen Preise seit Ausbruch der Covid-Pandemie noch gefestigt. Raiffeisen-Experte Peter Brezinschek sagt im Gespräch mit der „Presse": „Der Immobilienmarkt ist zum Substitut für das risikolose Sparbuch geworden.“
Das sieht auch Thomas Ritt, Ökonom bei der Arbeiterkammer Wien. Er ortet darin ein Problem, denn: Investoren würden Leerstand in Kauf nehmen. Es stimmt, dass zwar in Wien deutlich mehr gebaut werde, aber nicht das Richtige: „Es sind überwiegend Luxuswohnungen“. Die Suche nach der passenden Wohnung werde daher nicht leichter.
Bleibt noch immer die Frage: Kaufen oder Mieten? Wenn man nach dem Wunsch der Österreicher fragt, fällt die Antwort deutlich aus: Drei Viertel wollen eine Immobilie besitzen. Doch nicht immer lässt die wirtschaftliche Situation den Kauf zu. Zudem werden die Banken restriktiver. Außerdem ist der sogenannte Kauf-Miet-Indikator zu beachten: Je teurer das Pflaster, desto später rentiert sich der Kauf. Dieser sollte daher wohl überlegt sein, analysierte Hedi Schneid.
Schlussendlich hängt die Entscheidung aber vor allem von der Lebensplanung ab. Was es aber zu beachten gibt, lesen Sie in diesem Text aus der aktuellen „Mein Geld"-Ausgabe der „Presse".
(sk)
Diskutieren Sie mit: Lohnt es sich in der heutigen Situation Eigentum zu kaufen? Was sollte man dabei bedenken? Was sind die Vorteile von einer Mietwohnung? Wie wohnen Sie? Und: Haben Sie vor, an Ihrer Wohnsituation etwas zu ändern?