Garagen

Unterirdischer Luxus für die Fortbewegung

Thomas Trinkl
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In Wien kosten sie ganz unglamourös viel Geld, in Kitzbühel gibt es sie sogar mit Luster.

Wenn mich Bauträger fragen, ob eher ein Pool auf dem Dach oder eine Tiefgarage sinnvoll ist, plädiere ich immer für die Tiefgarage“, sagt Kristina Giacomelli, Inhaberin der auf die Vermittlung von Bauträgerprojekten spezialisierten Sangreal Properties. Denn wer eine teure Wohnung in Wien kauft, will im Haus parken können und die Einkäufe nicht von der nächsten öffentlichen Tiefgarage oder gar der Bim-Haltestelle nach Hause tragen. Zumal dann nicht, wenn es sich um ein Zuhause für eine Familie handelt, wie Richard Buxbaum, Prokurist und Leiter des Bereichs Wohnen bei Otto Immobilien, ergänzt: „Garagen sind vor allem dann ein Thema, wenn es um Familienwohnungen mit mehr als 100 Quadratmetern geht“, berichtet er. Wobei immer stärker auf die Ausstattung, vor allem das Vorhandensein einer Lademöglichkeit für ein Elektroauto, geachtet wird – was durchaus eine Herausforderung für den Bauträger sein kann, da das oft längere Prozesse mit einem Energieanbieter nötig macht. Bauträgern rät Buxbaum, sich darauf einzulassen, da diese Anschlüsse einen wichtigen Nachhaltigkeitsaspekt beinhalten: „Langfristig wird das Auswirkungen auf den Wiederverkaufswert haben, weil die Zahl der Elektroautos steigt und die Besitzer ihre Autos natürlich in der eigenen Garage aufladen wollen“, betont er.

Aufwand zahlt sich aus

Die andere große Frage rund um eine Garagenausstattung in Wien heißt „Stapler oder kein Stapler“, wobei sich die Stapelanlagen einer ähnlich großen Beliebtheit erfreuen wie ein Besuch beim Zahnarzt: Wenn es absolut keine Alternative gibt, nimmt man sie in Kauf. Giacomelli rät aber auch hier von allzu sparsamen Lösungen ab: „Statt zwei Stapler mit sechs Plätzen zu realisieren, ist es aus meiner Sicht sinnvoller, einen Dreier und einen Zweier einzubauen, auf den dann auch SUVs passen“, meint die Maklerin. Dass „size matters“, bestätigt Buxbaum: „Auch wenn es gerade im Altbau schwierig ist, komfortable Plätze herzustellen, kann der Aufwand durchaus sinnvoll sein“, erklärt er. „Denn wer ein teures Penthouse kauft, will einen entsprechenden Stellplatz und verzichtet nur in Ausnahmefällen darauf. Somit rechnet sich für den Bauträger selbst eine teure Lösung, die sich durch den Paketpreis refinanziert.“

Tatsächlich reflektieren die Preise für die Stellplätze nicht immer ganz exakt den Preis für die unterirdischen Quadratmeter. „Es sind in Wien schon Stellplätze um 120.000 Euro verkauft worden, kolportiert sogar um 150.000 Euro“, berichtet Buxbaum. „In der Vermarktung wird daher oft versucht, den Wohnungskaufpreis zu reduzieren und dafür den Stellplatz teurer zu verkaufen“, erklärt er. Realistisch liegen die Preise derzeit im Premium-Segment bei 80.000 bis 85.000, in Ausnahmefällen sogar bei 100.000 Euro.

„Schlafzimmer fürs Auto“

An anderen Orten, etwa in Kitzbühel, wird der fahrbare Untersatz eher als Familienmitglied betrachtet: „Mir hat einmal ein Bauträger gesagt: ,Das ist doch keine Garage, das ist ein Auto-Schlafzimmer‘“, berichtet Florian Hofer, Managing Director von Engel & Völkers Alpenregion Tirol und Salzburger Land. Entsprechend exklusiv sind diese Bereiche dann ausgestattet. „Grundsätzlich werden High-End-Garagen viel mehr in den Wohnbereich integriert als bei herkömmlichen Häusern, daher ist dieser Begriff gar nicht so verkehrt“, meint der Experte. Was dann so aussehen kann, dass man durch eine Glaswand von der Küche aus auf ein schön ausgeleuchtetes Fahrzeug blickt. „Ich kenne sogar einen Fall, in dem die Garage eine Glasdecke hat, durch die man vom Wohnzimmer aus hinunterschauen kann“, fügt der Makler hinzu. Aber selbst bei weniger ausgefallenen Zugängen wird Wert auf eine standesgemäße Unterbringung des, oder besser: der Autos gelegt. „Das beginnt damit, dass die Beleuchtung ähnlich exklusiv wie im Wohnraum ist, an den Wänden Altholz oder Echtstein zu finden sind und zuweilen sogar ein Kronleuchter an der Decke hängt“, erzählt Hofer. Außerdem sind die Garagen natürlich genau wie die Auffahrt beheizt, um auch im Winter eine komfortable Ankunft und Abfahrt zu gewährleisten. (SMA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2021)

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