Während das Wagner-Festspielhaus im Mittelpunkt des Interesses von Kunstkritikern rückte, hörten Wagnerianer der Radio-Übertragung zu.
„Hier gilt's der Kunst“, lässt Richard Wagner in seinen „Meistersingern“ sagen. Und seine Enkelsöhne haben ihn oft zitiert, um die Festspiele gegen politischen Anspielungen zu verteidigen. Jetzt gilt's dem Aktionismus – und es waren gleich mehrere Tabu-Brüche zu verzeichnen.
Ein heiß umstrittener „Gesamtkunstwerker“ im Allerheiligsten eines einst (teilweise jetzt noch) nicht minder umstrittenen „Kollegen“; wie immer man die Fallhöhe vom einen zum andern bemessen möchte: Die Bebilderung einer konzertanten Wagner-Aufführung war ein besonderer Moment nicht nur im Lebenslauf des Hermann Nitsch, sondern auch in der Statistik der Bayreuther Festspiele.
Dort dürfte ja die „Walküre“ nur im Verband der Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ als deren „Erster Abend“ gezeigt werden. Daran will man sich ja auch weiterhin halten: Kommende Spielzeit kommt der gesamte „Ring“ in einer Neuinszenierung heraus. Die diesjährige bunt bebilderte und „beschüttete“ Einzel-„Walküre“, die sich natürlich dem Pandemie-Management verdankt, wurde durch das Engagement des österreichischen Aktionisten zu einer Sonderveranstaltung eigenen Rechts. Weshalb auch die Kunstkritikerin am Wort ist.